Aber das Spiel beginnt zunächst vor einem Vorhang. Kilonzo schiebt einen merkwürdigen Wagen herein, vergießt farbige Flüssigkeiten, die erst auf seinen Körper und dann auf den Vorhang projiziert werden, die dann immer mehr die Form von Fleisch annehmen, was bei seiner Partnerin Schmitz zu Würggeräuschen führt. Heiko Giering hat dazu aus unterschiedlichen Geräuschen eine spannende Tonkulisse geschaffen; überhaupt nehmen seine Kompositionen und die Videos von Christopher Bühler in dieser Inszenierung einen großen Raum ein. Als sich der Vorhang öffnet, beginnt das große Fressen, man stopft sich voll, aber teilen? Nein, die beiden Darstellertänzer rollen, obwohl sie so vollgestopft sind, über den Boden, bekämpfen sich, selbst als sie in den großen Ballons, symbolhaft für die Fettleibigkeit, eingeklemmt sind. Bis endlich die Polizei einschreitet. Bauchschmerzen gibt es auch. Nicki Liszta entwickelt ihre Choreografie präzise aus der contact improvisation, insbesondere die Kampfchoreografien sind bodenbehaftet und Kilonzo und Schmitz verhaken sich immer wieder am Boden.
Wenn dann am Ende Kilonzo feststellt, dass man wohl alles „versemmelt“ hätte, weil er alles behalten und nicht mit Schmitz teilen wollte, übergibt er gleichsam die Verantwortung, es besser zu machen, an das junge und auch nicht so junge Publikum. Es entspricht einer treffenden Ironie, dass im Hintergrund ein Video mit einem Jungen läuft, der ständig Sachen in sich hineinstopft. Obwohl Liszta keinen Moment davon abweicht, wie sie für ein erwachsenes Publikum arbeitet, erreicht sie das Kinderpublikum total. Wenn nun auch niemand an den Kapitalismus, der an der Ungleichheit in der Welt verbissen arbeitet, rüttelt; die Bilder, die Liszta schafft, sind in ihrer Einfachheit so eindringlich wie niederschmetternd, weil die große Politik sich schon in den alltäglichen Vorgängen, die im Kindergarten zu beobachten sind, widerspiegelt.