Foto: Maria Köstliner und Johannes Krisch in "Gemeinsam ist Alzheimer schöner" © Herbert Neubauer
Text:Jörn Florian Fuchs, am 21. September 2020
Peter Turrini, der einst mit aufwühlenden Stücken wie „Rozznjogd“, „Sauschlachten“ oder „Grillparzer im Pornoladen“ für Skandale sorgte, legt mit „Gemeinsam ist Alzheimer schöner“ ein vergleichsweise mildes Stück vor. Wir begegnen einem älteren Paar (exzellent gespielt von Maria Köstlinger und Johannes Krisch), das sich in einem Luxussanatorium auf die Nerven geht. Und dies aus mehreren Gründen. War das (Liebes-)Leben der beiden schon vorher vorwiegend kriselnd, so kommt jetzt noch Alzheimer dazu. Man missversteht sich, schwelgt oder verirrt sich in Erinnerungen.
Untreue, Verletzungen, nicht erfüllte Sehnsüchte brechen sich Bahn, es geht sehr assoziativ zu, sprachlich mal luftig elegant, mal arg derb und zotig. Alexander Kubelkas präzise Inszenierung zeigt lebendige, ständig in und mit ihren Emotionen schwankende Charaktere vor immer wieder mal hierhin, dorthin verschobenen Wänden. Schön verschroben ist das alles, Turrinis bekannter Hang zum Kitsch allerdings stört bisweilen. Das Finale jedoch berührt: ein Neuverlieben, eine zweite Hochzeit, die Braut schmückt sich mit einem Schleier aus Toilettenpapier…