Kein Wort wird gesprochen, schöne wie betroffen machende Bilder drücken sich allein durch das gewählte Bewegungsrepertoire und durch die Beziehung zwischen Tänzerin und Puppe aus. Wenn am Anfang deutlich zu sein scheint, dass sich hierin eine Mutter-Kind-Verbindung spiegelt, unterstützt noch dadurch, dass die Puppe durch die Tänzerin animiert werden muss, so wird im Verlaufe der Aufführung diese Relation verwischt. In dem Maße, wie die Figur an Eigenleben gewinnt (hier wird das Outside Eye des Figurenspielers Jan Jedenak sichtbar), ist nicht mehr deutlich auszumachen, wer Mutter, wer Kind ist. Die Gewaltverhältnisse changieren im Wechsel zwischen liebevollen Gesten und subtilen Unterdrückungshandlungen. Diese gegenseitige Abhängigkeit zeigt sich besonders deutlich, wenn beide durch den Flaschenzug miteinander verbunden sind und so im Bild festgehalten wird, wer grade die Gewalthoheit hat. Wenn Eva Baumann in dessen Fäden hängt, wird sie selbst für einen Augenblick zur Marionette.
Sie wechselt in ihrem Spiel zwischen Momenten die durch schnelle Bewegungen gekennzeichnet sind, und langen stillen Phasen, in denen nicht nur die Tänzerin die von ihr geschaffene Szenerie beobachtet, sondern es auch dem Publikum ermöglicht wird, die codierten Bilder für sich zu entschlüsseln und auf sich einwirken zu lassen. Immer wieder drückt sich in ihren körperlichen Aktionen die Sehnsucht nach Nähe aus, auf die sich wortwörtlich Schatten werfen (Lichtregie: Doris Schopf), die überlebensgroß werden und diese Nähe wieder in graue Tristesse auflösen. Eine besondere Rolle hat dabei der Soundtrack der niederländischen Komponistin Evelien van den Brock, rhythmisch, zunächst in einzelne Töne gegliedert, dann in elektronisch erzeugte Klänge übergehend, in denen wiederum kleine melodische Abfolgen versteckt sind. Sobald eine Situation bedrohlich zu werden beginnt, intensiviert sich die Musik, gewinnt an Lautstärke und regiert derart die Bewegung auf der Bühne und die Gefühle des Publikums.
Eva Baumann ist ein Abend mit starken Bildern gelungen, die betroffen machen und drüber nachdenken lassen, was wir bewusst und unbewusst Kindern antun.