Foto: Die Uraufführung von "Klaus im Schrank oder Das verkehrte Weihnachtsfest" in Dresden. Nina Gummich, Jonas Friedrich Leonhardi © David Baltzer
Text:Frances Heinrich, am 4. November 2013
Es müsste alles ganz anders sein! Gesagt, geschehen. Wenn es doch auch jenseits der theatralen Phantasie so einfach wäre: Mit einem Ausflug in den Schrank tauschen Eltern und Kinder ihre Rollen. Die Großen kehren an einen Ort zurück, der ihnen eigentlich gut vertraut, aber in Vergessenheit geraten ist. Die Kleinen unternehmen eine Reise in die Zukunft. Beide Seiten stellen fest, dass sowohl das Kindsein als auch das Leben als Erwachsener eine Menge Schwierigkeiten bereithalten. Am Staatsschauspiel Dresden gibt es Gott sei Dank ein Happy End. Wie sollte es auch anders sein, steht doch Erich Kästner über dem Titel des Stücks.
So unzumutbar die Welt auch ist, umso leichter ist sie zu ertragen, wenn man sich die kindliche Seele bewahrt. Eines der Leitmotive Erich Kästners. Das Staatsschauspiel Dresden brachte das Theaterstück zur Uraufführung, mit dem Kästners literarische Karriere Auftrieb gewann: „Klaus im Schrank oder Das verkehrte Weihnachtsfest“. Regisseurin Susanne Lietzow ist eine äußerst unterhaltsame und sehr liebevoll arrangierte Inszenierung geglückt. Zur Premiere teilten sich Eltern und Kinder gleichermaßen den Zuschauerraum und ja, erkannten sich sicherlich auch im Scheinwerferlicht.
Die Kinder leiden mit Klaus und Kläre, wunderbar infantil gespielt von Jonas Friedrich Leonhardi und Nina Gummich. Oda Pretzschner überzeugt als überforderte Mutter, die sich lieber mit ihrem Geliebten beschäftigt als mit dem Nachwuchs. Holger Hübner begeistert wieder einmal mehr mit seinem komödiantischen Talent und präsentiert einen überaus charmant-unbegabten Vater.
Schauspielerische Bestleistung zeigt außerdem Matthias Luckey, der als Liebhaber Bongardt gesangliches und Slap-Stick-Talent beweist und auch als Fräulein Elfriede die Zuschauer für sich einnimmt. Atef Vogel in der Rolle des Charlie Chaplin steht ihm in nichts nach. Diese beiden Herren sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Inszenierung, neben Philip Lehmann als akrobatisch versierter Hund.
Als theatraler Vorbote der Weihnachtszeit ist das Stück mit zauberhaften Kostümen und einem traumhaften Bühnenbild ausgestattet. Wenn am großen Weihnachtsbaum die Lichter funkeln, weiten sich im Publikum nicht nur die staunenden Augen der Kinder. Auch die Videokunst kommt zum Einsatz und ergänzt die szenische Gestaltung perfekt und äußerst gekonnt. Mit „Klaus im Schrank“ ist dem Staatsschauspiel Dresden ein tolles Familienstück gelungen. Eine Inszenierung, in der die Unterhaltung die Moral von der Geschichte prima verpackt. Ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk, das kleine und große Zuschauer gern öffnen und im Alltag klug einsetzen werden…