Bemerkenswert in der Besetzung die jeweils andere Seite von profilierten Sängern. Hans Gröning, vorige Saison an gleicher Stelle eindrucksvoll als Wolfgang Rihms „Jakob Lenz“, poltert gekonnt die wackelige Autorität des Piratenkönigs und Hans Kittelmann, im laufenden Spielplan der Tony in der „West Side Story“, näselt bissig die Persiflage eines Generalmajors. Was man freilich, einschließlich der Schnellsprech-Gesänge im Ensemble-Rundlaufverfahren, aus Offenbach-Operetten besser zündend kennt.
Kapellmeister Guido Johannes Rumstadt führt das Orchester der Staatsphilharmonie hörbar sanft über ungewohntes Terrain. Er ist bedacht, den Musiker Arthur Sullivan (der mit dem „Marionettentheater“ seines Librettisten William Schwenck Gilbert trotz des zeitweiligen „Gilbert & Sullivan“-Markenzeichens nicht recht glücklich wurde) gegen die gröberen Humor-Attacken abzuschirmen. Manchmal gelingt das für mehrere Minuten, die Wurzeln des ursprünglichen Kirchenmusikers mit der latenten Sehnsucht nach Rückkehr zur Seriosität lassen momentweise Blüten aufspringen. Sie welken allzu schnell. Die Grundsatzfrage dieser Aufführung, die bei der Premiere am Ende bejubelt wurde, nachdem in der Pause erstaunlich viele Besucher geflüchtet waren, bleibt bestehen: Was bringt es an Lustgewinn, wenn man eine Parodie persifliert? Der weiße Schimmel wiehert, Queen Victoria schaut majestätisch. Die britische Operette, so gesehen, ist vorerst vom Verdacht verkannter Genialität befreit.