So blieb die Freude an der Begegnung mit Charpentiers Musik. Andrea Marcon dirigierte mit viel Sinn für die durch gezielte Tonartenwahl abschattierten Gefühle und begleitete am Cembalo die für französische „tragédie lyrique“ charakteristischen Rezitative differenziert. Das mit Chitarrone, Blockflöten, Barockoboen und -trompete, mit Windmaschine und Donnerblech einem Originalensemble angenäherte Frankfurter Opernorchester klang bis auf die doch vibratoreichen Streicher gut, ebenso das im Orchester sitzende Mainzer Ensemble „Barock vokal“. Der Otter-Médée wäre eine bessere Perücke und ein aussagekräftigeres Kostüm zu wünschen – beides hätte den Vokaleindruck noch gesteigert. Frankfurts Ensemblemitglied Christiane Karg gestaltete die verwöhnte Créuse auf Augenhöhe mit dem Star-Gast. Die Männerriege – Simone Bailey als Créon im seidenen Hausanzug, Julian Prégardiens Jason im Casual-Look, Oronte gar in Polo-Sportdress – wirkte von der Regie wenig ausgestaltet, sang aber sehr gut. So war es ein Abend der gelungenen Einzelheiten, der der musizierenden Seite den verdienten Jubel, dem Bühnenteam die ebenfalls verdienten Buh-Rufe einbrachte