Ansonsten ist der Titel Programm: Nunes macht aus Mozarts Womanizer einen wilden Partyflachleger und aus Leporello seinen bedröppelten Animateur. In den schönsten Momenten dieses an schönen Momenten armen, an schrillen Momenten aber reichen Abends kommentiert dieser Diener das Treiben seines Herrn mit wunderbar resignierten, gelangweilten, tieftraurigen Leidensmienen, das macht Mirco Kreibich wunderbar. Sebastian Zimmler als Don Giovanni dagegen hat das Augenrollen, Fuchteln und Hektisieren offenbar bei Otto Waalkes gelernt und gewinnt seiner Rolle damit vor allem eine Menge Flachsinn ab. Maja Schöne als Donna Anna, André Szymanski als Don Ottavio, Cathérine Seifert als Donna Elvira, Bruno Cathomas als Masetto und Gabriela Maria Schmeide als Zerlina bleiben mehr oder minder eindimensionale Knallchargen. Einzig Karin Neuhäuser als Komtur und Madame Tod bringt neben Kreibichs Leporello eine Aura, ein Geheimnis auf diese Bühne.
Die Inszenierung erhebt das Unfertige zum Programm und lebt vor allem vom Lach- und Mitmachtheater, was das Publikum mit animierter Begeisterung quittiert. Was das Ganze mit Lessing zu tun hat? Na gut – gelegentlich schwurbelt Zimmler-Giovanni Textpassagen, die nicht von da Ponte kommen, sondern eher aus dem Zettelkasten der performativen Dramaturgie; wir können nicht ausschließen, dass da auch was von Lessing dabei war. Als Auseinandersetzung mit Mozarts „Don Giovanni“ dagegen ist der Abend eine glatte Fehlanzeige. Und was der musikalische Leiter Johannes Hofmann mit Hilfe der Band (Catharina Boutari, Gesang; Anna Bauer, Keyboard; Kerstin Sund, Gitarre; July Müller-Greve, Bass; Carolina Bigge, Drums; Anita Wälti, Trompete; Natascha Protze, Saxophon) aus Mozarts Musik macht, ist schön schräg, mehr aber auch nicht. Im Interview bekennt der Regisseur mit entwaffnender Offenheit: „Zuschauer, die etwas erwarten, sind sowieso ein Problem.“ Da hat er Recht. Aber immerhin: wir durften mitsingen. Unerwarteterweise!