Die jungen Leute des Hallenser Ensembles versuchen sich ins Stück zu stottern oder zu blödeln, bleiben damit aber genauso heillos und irgendwie schief in der Klamotte stecken, wie optisch jeder einzelnen von ihnen in den von Ines Schweighöfer angefertigten Kostümen. Was dann zwar auch nur wieder eine Verdopplung ist. Doch was tut‘s – wo sich doch Puschen so gut auf Luschen reimt….
Dass der Schauspieler-Regisseur Michael Schweighöfer bei seinem Anschlag auf Molières Stück in Halle hemmungslos Herbert Fritsch hinterdrein läuft, aber den derzeit allzu Hochgejubelten nicht einkriegt, liegt auch daran, dass der Abend seine Aura der Improvisation nicht vom Unfertigen, ins Genialische hieven kann. Natürlich vermögen einer wie Hilmar Eichhorn als Sganarelle mit seinen Komödianten- (und Körper-)Pfunden zu wuchern, Petra Ehlert dessen streitsüchtige Ehefrau Martine bedrohlich zu erden oder Hannelore Schubert selbst als infantiler Géronte ihr Ulknudelformat durchschlagen zu lassen. Peer Uwe Teska darf seine Thibaut-Fremdsprach- und Witzeinlagen immerhin so über die Rampe miesepetern, dass man das auch gleich noch als Kommentar dazu auffassen könnte. Wolf Gerlach, Alexander Pensel, Jonas Schütte oder Stella Hilb retten sich in eine Art Workshop-Stimmung, und versuchen gar nicht erst der Abteilung für grassierende Infantilität der Anstalt zu entkommen. Das gelingt für Momente nur Bettina Schneider, dem aufregendsten Neuzugang des halleschen Ensembles. Und das nicht nur, weil sie über weite Strecken als Lucinde zum Schweigen verurteilt ist, bis sie von Sganarelle durch Zuführung ihres Geliebten Léandre (Maximilian Wolff) geheilt wird.
Der Auftakt der neuen Schauspiel-Intendanz in Halle unter Matthias Brenner war viel versprechend. Daran ändert auch nichts, dass man jetzt sogar mal ungebremst in eine Sackgasse gerannt ist. Die kann man auch wieder verlassen. Und solange der Weihnachtsmarkt geöffnet hat, hilft auch ein Becher Glühwein ganz gut über den Abend. Besser noch: zwei.