Metamorphosen sind gewiss ein Hauptmotiv von „Tauberbach“. Tänzer und Schauspielerin wechseln die bunten Gewänder, einmal wird eine Jacke zum Maschinengewehr und dann als Handgranate ins Parkett geworfen. Am Ende integriert sich Elsie de Brauw in das Tanzensemble (Bérengère Bodin, Lisi Estaras, Ross McCormack, Elie Tass und Romeu Runa). Und immer wieder fasziniert besonders der schlanke Romeu Runa durch irre Windungen um sein eigenes Skelett, so berührend wie komisch. Das tut – jedenfalls dem Zuschauer – alles nicht weh, ist aber nicht nur unterhaltsam, sondern teils sehr anrührend. Verzerrungen und Abweichungen vom Normalmaß in Tempo von Ton und Bewegung schaffen ein Spielfeld des Außergewöhnlichen; Töne werden umgespult, das Bewegungstempo kunstvoll oder krankhaft verfremdet.
Aus der Müllkippe ist in „Tauberbach“ eine anregende Spielwiese geworden, aus Bach zuweilen ein Tanzmusiker, und gleichzeitig auch ein Bacchus. Die tragischen Töne der gegen Ende im Gesicht schwarz bemalten Protagonistin verflüchtigen sich jedoch im Zusammenspiel mit ihren satyrhaften Begleitern. Und Bach erweist sich als therapeutisch beruhigender Begleiter. Gerade im stillen, langsamen Ende dominiert endgültig der Optimismus. Das Ensemble singt gemeinsam, vorsichtig Bach und schließlich Mozart, verteilt sich wieder auf der Bühne bezieht durch seine ganze Präsenz und Öffnung in den Saal in der Stille das Publikum ein – das bald mit frenetischem Applaus reagiert.