Somit gelten auch andere ästhetische Gesetzmäßigkeiten: Der Blick des Zuschauers wird gelenkt durch Schnitte und Fokus. Mehr als im klassischen Arrangement nehmen wir in den zahlreichen Nahaufnahmen der Gesichter mimische Aspekte wahr. Wenn wir beispielsweise immer wieder kauende Münder beobachten, kommt dadurch gerade die groteske Dimension des Werks zum Ausdruck, das sich mithin auch als eine Farce auf die spätmoderne Gesellschaft zu erkennen gibt. Mantraartig vorgebrachte Sätze wie „Man muss unter allen Umständen richtig aussehen“ oder „Was fehlerhaft ist, muss ersetzt werden“ zeugen von der Perversion eines allumfassenden Optimierungs- und Schönheitswahns. Ihm können sich die jungen Patienten bis zuletzt nicht entziehen. Via Münztelefon, der letzten Verbindung zur Außenwelt, erfahren sie von ihren Eltern, dass sie zuhause nicht erwünscht sind.
Obgleich das Stück mit seinen teils an Sitcoms erinnernden Dialoge, seiner Handlungsarmut und den statischen Figuren schon früh in einen Leerlauf mündet, hat es seinen Reiz. Mit unterschiedlichsten Mitteln – vom Zoom bis zur Zeitlupe und Kamerafahrt – erlaubt der Film eine tiefe Introspektion in die fatale Situation der Protagonisten. Anschaulich lernen wir daher die Psychologie der Ausgrenzung kennen. Das Staatstheater Darmstadt kann also Cinema, mit beachtlich tragikomischem Gehalt.