Christof von Büren hat dafür auf der Bühne des Burgtheaters aus bläulichen Kisten die Tierställe aufgestapelt, davor stehen drei rote Sessel aus dem Foyer für das Fernsehgespräch. Von Büren hat auch die zauberhaften Tier-Klappmaulpuppen geschaffen, die sich wie Handschuhe überstülpen lassen und später ins Spiel kommen.
Denn erst mal ziehen die Talker routiniert ihr Geschäft durch: Stramm als spröder, sprücheklopfender Reaktionär, der gegen wahlberechtigte Dödel und nicht funktionierende Demokratie zu Felde zieht. Nettig gibt die plakative Revolutionärin mit pädagogischem Zeigefinger und geballter Faust, auch als sie schon mit Eselinkopf in der Tierwelt gelandet ist.
Denn der Mittelpunkt von Stück und Inszenierung ist eben doch Orwells Parabel, hier aber weder sarkastisch oder zuspitzend, sondern sehr moralisierend vorgespielt. Die Szenen von Schaf, Huhn und Eselin (mit offen agierenden Spielern mit Tierkopfhänden) sind mal putzig, mal anrührend, mal tragikomisch – etwa beim Versuch, mit Klappmäulern Schaufel und Harke zu meistern, um Futter anzubauen.
Doch Autor und Regisseur in Personalunion kommen nicht wirklich auf den Punkt; da wird weder der Blick geschärft, noch wirklich eine These entwickelt, auch wenn mal das Stichwort „Fake News“ fällt. Stattdessen gibt es modische Neckigkeiten: Schafdarsteller Jan Schneider macht Selfies und findet alles „geil“, die Herren singen „Ich wollt‘, ich wär ein Huhn“, eben das (Annekatrin Weber) kennt nur das Gedicht „Edel sei der Mensch“ und „Alle Menschen werden Brüder“ gibt’s als E-Gitarrenriff. Derweil liegt Orwells Buch unbeachtet auf einem der Gesprächs-Sessel – auch kein Zufall.
Und der Talkshow-Einstieg ist am Ende nur noch Staffage: Nettig wird rauskomplimentiert, Chef-Napoleon und Stramm gehen an die Börse. Wirklich revoltiert nur eine: Die Technikerin (Anna Gabrysz), „befristete“ Polin, die am Ende des ersten Teils aus Protest das Licht ausmacht und am Schluss George Orwells Botschaft vorliest.