Das Theater Osnabrück versteht sein Angebot als transkulturell. Was die verhandelten Themen und Stoffe wie die Sichtbarkeit eines breiten Gesellschaftsspektrums auf den Bühnen betrifft. Zudem ist Syrien für diese Spielzeit das Partnerland. Auch wurde versucht, die zu Saisonbeginn gegründeten Stadtensembles der Bürgerbühne möglichst divers aufzustellen. Dass für eine Kooperation mit dem Schauspiel ein Film von Aki Kaurismäki in den Fokus kam, erscheint da nur logisch: „Die andere Seite der Hoffnung“ (2017) öffnet die üblichen Verlierer-Geschichten des Autorenfilmers für die Probleme geflüchteter Syrer. Hauptfigur Khaled schleicht in Helsinki als blinder Passagier von Bord eines Schiffes, kämpft für sein Aufenthaltsrecht gegen eine an Menschen nicht interessierte Bürokratie, Justiz und Polizei, muss also in die Obdachlosigkeit flüchten vor der Ausweisung und entgeht ihr schließlich dank des wie üblich märchenhaft menschlich handelnden Kaurimsäki-Personals. Die düsterbunten, atmosphäresatten Bilder, das Retro-Design, der trockene Humor und pragmatische Fatalismus der Figuren sowie ihre auf das Allernotwendigste reduzierten Dialoge ermöglichen eine beiläufige wie existenzielle Erzählweise. Diese als Tragikomödie für die Bühne zu adaptieren oder als absurdes Theater zuzuspitzen, ist schon vielfach gelungen.
Steril statt schäbig
In Osnabrück nimmt Regisseur Jakob Fedler umständegemäß aber erstmal ästhetisch Abstand davon. Nicht in einer finsteren Kellerbühne, nicht in einem in die Jahre gekommenen Saal an einer schäbigen Ecke der Stadt, sondern weitab in einem lichtdurchflutet sterilen Multifunktionsraum mit Tribüne findet die Premiere statt – auf dem Osnabrücker Limberg. Selbst Taxis finden die Spielstätte nicht im Irgendwo des 70 Hektar großen Areals, einst Wehrmachtsgelände, später vom britischen Militär genutzt. Jetzt sind fast alle Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Ziemlich einsam in den Abrisshalden versteckt sich das Limberg-Theater genannte ehemalige Offizierscasino.