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Ohne Zusammenhang

Ruggero Leoncavallo / Giacomo Puccini: König Ödipus / Gianni Schicci

Theater:Landesbühnen Sachsen, Premiere:11.10.2014Regie:Holger PotockiMusikalische Leitung:Jan Michael Horstmann, Hans-Peter Preu

Gianni Schicchi, Lönig Ödipus, Ruggero Leoncavallo, Gieacomo Puccini, Oper, Musiktheater, Landesbühnen Sachsen, Radebeul

Noch kann Ödipus mit Blicken und kühlen Gesten die Menschen vor ihm zurückweichen machen. Doch bald ist er selbst es, von dem die Menschen sich abkehren, und der den eigenen Ahnungen nicht mehr ausweichen kann. Als psychologisches Kammerspiel kommt die antike Tragödie im Operneinakter „König Ödipus“ von Ruggero Leoncavallo daher, den man an den Landesbühnen Sachsen mit Giacomo Puccinis Komödie um „Gianni Schicci“ zu einem Doppelabend zusammengespannt hat. Familien und andere Widrigkeiten soll da wohl als Motto drüberstehen – über einem Abend, der nicht unbedingt zusammenbringt, was zusammengehört.

Die Bühne von Stefan Weil ist die eines Macht-Spiels. Ein kühler, schwarzer Raum in irgendeiner Vorstandsetage, mit Schreibtisch, Sesseln und Aquarium in der Wand. Hier hat zunächst, nach einer kurzen, hellen Ouvertüre, das Volk das Wort: Zunächst aus dem Off, dann auf der Szene fleht der Chor König Ödipus um Hilfe an – Menschen in heutiger Kleidung, die die Götter anrufen. Doch die abweisend-kühlen Machtgesten, auch Drohungen des Ödipus weichen mehr und mehr der Unruhe, je hartnäckiger der blinde Teiresias (im Rollstuhl) Antworten verweigert. Paul Gukhoe Song überzeugt in der Titelpartie, wie er die strenge Königsfigur in einen Menschen mit Gefühl(en), gepeinigt von schlichter Angst, verwandelt. Die Inszenierung von Holger Potocki ist streng, ein bißchen statisch, vermittelt aber mit ihrer Personenführung – innige Duette von Ödipus und Jokaste (Kirsten Blanck) – viel Atmosphäre. Die ins Aquarium projizierten Videos (Julius Günzel) – Ödipus‘ angstvolle Augen, die blutigen Leichen, die seinen Weg säumen – braucht es da gar nicht, das singt und spielt Song viel überzeugender. Und Jan Michael Horstmann am Pult der Elbland Philharmonie Sachsen lässt das Orchester Leoncavallos viele Klangfarben mächtig ausmalen.

Im selben Bühnenbild soll es nach der Pause dann komisch werden. Der Schreibtisch wird zur Totenbahre, das Aquarium zum Fenster, statt Teiresias sitzt nun Simone im Rollstuhl und der Blinde (mit Brille und Stock) ist nun Gianni Schicci (der Ödipus-Darsteller Paul Gukhoe Song). In dieser Szenerie übertrumpfen sich die Familienangehörigen mit Trauerbekundungen, wird mit viel Gewusel nach dem Testament des verstorbenen Buoso gesucht. Doch zu dieser Komödie um den Betrüger Schicci, der die betrogene-betrügerische Verwandtschaft mit einem Testament düpiert, das vor allem ihn begünstigt, fallen Regisseur Holger Potocki kaum mehr als Standardgesten, -szenen und –gänge ein. Die quicke Komik und leichte Heiterkeit, die unter Leitung von Hans-Peter Preu aus dem Orchestergraben strömt, will sich auf der Bühne partout nicht einstellen. Da bleibt es zäh und umständlich, was zum Teil auch am weitgehend unverständlichen, gereimten deutschen Text liegen mag. Ein überzeugender Zusammenklang der beiden Operneinakter ergibt sich so leider nicht.

Weitere Vorstellungen: 25. Dezember 2014, 23. / 29. Januar 2015