Mit Bildern wie dem halbherzig betreuten Toten, der sich dann wie ein Kaspar Hauser aufmacht ins konfliktträchtige Leben, gelingt es „Gegen den Hass“ in Köln Bilder dem Text gegenüber zu stellen und ihn so sinnlich zu erweitern. Die durchweg überzeugenden Darsteller – später komplettiert Julius Ferdinand Brauer, zunächst als Fremdheit verkörpernder Schimpanse das Quintett – spielen wechselnde Rollen, etablieren dabei immer offene, aber verortbare Situationen. Sie sind nicht in eindeutige Täter- oder Opferrollen gedrängt und doch mit den konkreten Folgen der Hassgesellschaft verbunden. Dabei versuchen sie in Emckes gedanklicher Nachfolge die Wege des Hasses nachzuvollziehen; (diese Art des Rollenspiels bewegt sich nah an der Inszenierung von Textflächen etwa von Elfriede Jelinek.) Beim zweiten intensiver ausgespielten Fall, dem Video über den durch sinnlose Polizeigewalt herbeigeführten Tod des farbigen US-Bürgers Eric Garner wandelt sich der Raum in eine Galerie, drei verwischt-verfremdete gerahmte Fotos des Falles sind zu sehen, werden betrachtet, kommentiert; dazwischen ist kurz ein großes ähnlich bearbeitetes Foto des Kölner Hauptbahnhofs (vermutlich während der Übergriffe an Sylvester vor einigen Jahren zu sehen). Am Ende werden die kritischen, aber letztlich optimistischen Gedanken Emckes über die nie vollendete Demokratie und den Sinn von Diversität und Selbstzweifel szenisch in Zweifel gezogen. Vier vom Sturm gebeutelte, mit Schutzanzügen verkleidete Gestalten hoffen auf die Demokratie, der lebendige Tote schaut zu. Die Inszenierung bietet dem Text nicht nur eine Bühne, sondern stellt ihn auch produktiv in Frage.