Da durch das Geld alles mit allem zusammenhängt, kann Glocksin sein Personal im Stile von Alejandro González Iñárritus Film „Babel“ rund um den Globus verteilen: Ein Roma-Junge, der weder Alberich noch Mime, sondern Christo heißt, sitzt auf den Müllhalden bei Neapel (in „Feuerland“ nämlich) und arbeitet sich, den Warnungen der schwarzen Immigrantin Erda zum Trotz, mittels Giftmüllhandel und Liebesverzicht zum Mafia-Boss hoch und wird zur Strafe – natürlich – krebskrank. Und Loge ist ohnehin so wandelbar, dass er sowohl als indische Tempelhure, als Mafia-Pate und als Wotans Berater fungieren kann. Der reichen und deutungsoffenen Dramaturgie Wagners setzt Glocksin nichts als ein Reißbrett-Drama entgegen, dessen Erkenntnisse noch am Gutmenschen-Stammtisch höchstens ein müdes Nicken auslösen dürften. Das kann es, pardon!, wirklich nicht sein.
Zu diesem Papiertiger hat der Musiker Simon Stockhausen ein paar mal mehr, mal weniger interessante Soundscapes für ein vierköpfiges Ensemble und Elektronik beigesteuert: in sphärischen oder von elektronischen Beats durchpulsten Klängen, die vom Free Jazz bis zur Weltmusik eine ganze Menge absorbiert haben, scheinen ab und an Fragmente und verfremdete Varianten von Wagners Leitmotiven auf (was dann das schale Glück des Wiedererkennens beschert). Leider fügt sich der musicalartig geführte Sprechgesang, der schon für sich genommen kaum Aufmerksamkeit auf sich zieht, in diese Klangwelten nur höchst unzureichend ein.
Für die Regie Lilli-Hannah Hoepners und die tapfer ihre Klischees ausagierenden Sängerdarsteller bleibt an diesem Abend nicht viel zu retten. Gerne erinnern wird man sich allein an die Bühne Markus Meyers: eine spitzwinklig auslaufende Spielfläche, übersät von postapokalyptischem schwarzem Schaumstoff-Schotter. Das hätte eine tolle „Ring“-Welt abgeben können. So jedoch blieb es nur „Rheingold Feuerland“.