Dafür finden Regisseurin Michaela Dicu und ihr großartiges Ensemble immer wieder (an-)sprechende Bilder. Da rennt Vater Friedrich Wieck, Clara in den Armen, immer im Kreis nach Leipzig, weg von der geschiedenen Mutter in Plauen. Dazu wieder das Donnern aus dem Off, harte, markante Klaviertöne, eine dumpfe Geisterstimme. In Leipzig angekommen, beginnt sofort der Drill des kleinen, schon mit „Pianistenpranken“ auf die Welt gekommenen Mädchens. Der Vater meint zwar, Männer seien feinmotoriger und empfänglicher für Kultur als Frauen. Aber der mangels Talent verhinderte Virtuose will aus Clara, wenn schon, denn schon, die Allerbeste machen und die antwortet brav: „Alles beginnt mit mir!“ Gegen diesen Riesen-Anspruch an das Geniemädchen hilft auch der väterliche Kosename „Schneeflocke“ nicht.
Auch das zeigt dieses „Theaterstück mit Musik“, in dem der Rollenwechsel der fünf Darsteller mit scheinbar einfachen Kostümmitteln (auch von Valentine Koppenhöfer) möglich wird. Hohe, weiße Kragen machen aus ihnen Väter, lange, schwingende Röcke Claras. Und gezwirbelte Stoffstreifen als Schweife machen drei von ihnen zu ächzenden Pferden, die die schwankende Kutsche auf dem Weg zum nächsten Konzert ziehen – und die dann auch noch Klavier spielen können. Und zum „Exercise“-Drill ziehen alle rote Fußballdresses an, Vater Wieck (Julia Sontag) gibt mit roter Trillerpfeife Ton und Takt vor.
Überhaupt die Musik: Natürlich Schumann-Klavierwerke, aber die verweben die Komponisten mit Pop und Death Metal, feinen Klavierklängen, aber auch dem „Lärm der großen Welt, der in Claras Kinderleben dröhnt“. Einmal aber zupft Clara (Lysann Schläfke) nur sachte an den hohen Saiten des Klaviers. Ein a capella-Kanon besingt die von ihr so geliebten Kirschen, Clara (Laura Hempel) beklagt in einem langen Song (von Tom Smith am Piano begleitet), dass Robert „mein dunkelster Schatten“ sei. In ihn hatte sie sich mit gerade mal neun Jahren verliebt, obwohl er (Philipp Zemmrich) sich beim ersten Treffen als komischer Stotterer gibt, dem Clara altklug antwortet.
Dieser Theaterabend für Zuschauer ab 15, zum Jubiläumsjahr „Clara19“, erfüllt in knapp zwei Stunden seinen Titel in jeder Weise: Mädchenhaft für fünf, Monster (Publikum, der Vater) und natürlich die Musik. Er endet mit einem kabarettreifen Solo von Julia Sontag, in dem sie erst mal erklärt, wer sie ist: Die auf dem 100-D-Mark-Schein (falls den keiner mehr kennt, das sind heute 50 Euro, sagt sie). Und dann hofft sie, dass man sie vielleicht als Vorbild ausgegraben hat. Schön wär’s, schön war’s.