Eduard Lind, Bernhard Schmidt-Hackenberg, Natalie Hanslik

Mit Papprakete auf den Mond

John von Düffel: Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete

Theater:Düsseldorfer Schauspielhaus, Premiere:11.11.2018 (UA)Vorlage:Otfried PreußlerRegie:Robert Gerloff

Otfried Preußlers Kinderbücher über den großmäuligen Räuber Hotzenplotz sind zurecht Dauerbrenner in jedem Kinderzimmer – und so war‘s ein absehbarer Coup des Jungen Schauspiel Düsseldorf, ein neues Abenteuer des bärtigen Tölpels auf die Bühne zu bringen. Von Preußlers Tochter im Nachlass des Autors entdeckt, war „Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ erst vor ein paar Monaten als Buch erschienen und mit John von Düffel ein versierter Bearbeiter für die Bühne gewonnen. Die Uraufführung hat Robert Gerloff rhythmisch-knackig inszeniert, anfangs nur sind die jede Geste kommentierenden Tuschs und Triller und Tremoli fast ein bisschen viel des Guten.

Hajo Wiesemann hat Düffels Song-Texte als jazzige Ohrwürmer mit Hipp-Hopp-Einlagen vertont, Johanna Hlawica naiv-fröhliche Kostüme aus dickem Filz entworfen und Gabriela Neubauer die Bühne mit Papp-Bäumen und einer fulminanten Papp-Rakete beigesteuert. Mit der wollen Seppel (liebenswert schwer von Begriff: Bernhard Schmidt-Hackenberg) und Kasperl (Energiebündel durch und durch: Natalie Hanslik) den entflohenen Räuber (kindgerecht gruselig: Eduard Lind) einfangen, indem sie ihm weismachen, auf dem Mond sei jede Menge Silber zu holen – hinfliegen könne der Räuber natürlich gern in ihrer Rakete, eingewickelt in Sicherheitsseile…

Düffels Bearbeitung flicht Andeutungen aus den übrigen Hotzenplotz­-Bänden ein, dazu hat Wachtmeister Dimpfelmoser (Pirmin Sedlmeir) ein Techtelmechtel mit der kaffeesüchtigen Großmutter (jugendlich keck: Maria Perlick). Phantastisch wird’s, als die gebastelte Fake-Rakete, in die der Räuber von den Buben gesteckt wurde, mit Krach und Peng explodiert – und Hotzenplotz tatsächlich auf dem Mond erwacht. Zumindest gaukeln ihm das Kasperl und Seppel mit improvisierten Silberanzügen, gespielter Schwerelosigkeit und viel Nebel vor. Getreu dem Motto „Du musst nur daran glauben!“ gerät die von Düffel hinzuerfundene Szene zur phantastischen Theater-im-Theater-Nummer. Vermutlich wird diese rundum gelungene Hotzenplotz-Bühnenversion ab sechs Jahre (die übrigens auch für Vier- und Fünfjährige schon prima funktioniert) alsbald die Spielpläne erobern. Im Jungen Schauspiel Düsseldorf boomt der Verkauf.