Kurz vor der Zoom-Vorstellung: Uwe Topmann (Ensemble JNTM), Lucine Direduryan (Gast), Gustav Stolz (Gast) und Patricija Katica Bronić (Ensemble JNTM).

Mit Karten und Zeichen im Netz-Gespräch

Turbo Pascal: Kein Blatt vorm Mund »beta«

Theater:Nationaltheater Mannheim, Premiere:10.01.2021 (UA)Regie:Turbo Pascal

„Für wie viel Geld würdest du 8 Döner essen?“ Diese Frage stellt, nein, hält mein Gegenüber mir entgegen. Antworte ich mit „Langweilig“? Und zeige ihm diese Karte, dieses „tool“? Oder wäre das unhöflich? Diese Frage allerdings steht nicht auf den Kärtchen, die man braucht, um an der jüngsten Produktion des Jungen Nationaltheaters Mannheim teilzunehmen. Ersonnen hat sie das Theaterkollektiv Turbo Pascal und hofft, dass Kinder ab 6 und Erwachsene dabei „Kein Blatt vorm Mund“ haben.

Wie so viele in der Corona-Zeit, sollte auch diese Inszenierung auf der Bühne Premiere feiern, stattdessen zeigte man eine „digitale Vorabversion“ mittels Zoomkonferenz.

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Die aber brauchte ihre Vorbereitung. Man musste die blau-, gelb- und orangeumrandeten Karten, die zugeschickt worden waren, bereithalten. Dann erklärten Patricija und Uwe vom Jungen Nationaltheater Technik und Regeln, der „aufgeregten und gechillten“ Ida (8) den richtigen Abstand zum Mikro. Semen (9) als vierter Moderator hielt sich erst mal zurück. Nach 20 Minuten stellten sich die 16 kleinen und großen Teilnehmer in kleinen Bildkästchen vor und zeigten Semen per Zeichensprache, ob sie topfit, gechillt waren oder „eigentlich pennen wollten“ (nein!!).

Das „Turbo Pascal“ genannte Kollektiv (Friedrich Greiling, Janina Janke, Angela Löer, Eva Plischke, Margret Schütz) wollte mit „Kein Blatt vorm Mund“ herausfinden, worüber Kinder und Erwachsene miteinander reden und worüber lieber nicht. Doch in diesem Netz-Spiel war verbale Kommunikation eher die Ausnahme. Man fragte und antwortete mit vorgefertigten Karten („was ist besser, Kind sein oder Erwachsener sein?“, „wo wärst du jetzt gerne?“). Außerdem wurden die Kind-Erwachsener-Paare für drei Fragerunden in verschiedene „Räume“ geschickt, über die ein Schiedsrichter wachte (wozu eigentlich?).

Dadurch bekam man ja nur mit, was im eigenen „Raum“ passierte, nicht, was in den anderen „Räumen“ vor sich ging: Gespräche? Streit? Stummsein? Davon hätte es Eindrücke geben können, wenn zwischen den Spielrunden alle in die „Hauptsession“ zurückgeschickt/zurückgeschaltet wurden. Dann guckten alle wieder in ihre Kamera, doch die Kommentare blieben eher blass, zu den am häufigsten genutzten Fragekarten gehörten „was wäre, wenn ich ins Gefängnis komme?“ und „wärst du lieber jung und arm oder alt und reich?“.

Technik und Optik dominierten dieses knapp einstündige beta-Experiment. Spannend könnte es werden, wenn „Kein Blatt vorm Mund“ aus dem Netz auf die Bühne wechselt – im Juli soll es soweit sein.