Soweit zeigt das Stück für Zuschauer ab 13 Jahren erst mal ein Stück Provinz, in dem lauter Verlierer klarkommen müssen. Da ist der Vater (Gregor Nöllen), der nur in der Vergangenheit und für seinen (unsichtbaren) Hund Püppi lebt, der genauso gerne ausbüxt wie sein Herrchen. Da ist Mandys Till (Istvan Vincze), eingeschüchtert, der sich um den Vater kümmert du wenig Zukunft für sich sieht. Der Max von Roman Kimmich ist das pure Dorf-Macho-Klischee Und Nina (Jannike Schubert) trägt ständig (Achtung! Kinderwunsch!) ein Babyfläschchen mit sich herum, an dem sie nuckelt. Da wechseln die Liebes-Konstellationen, man streitet und träumt, hofft und erinnert sich – Motzki erzählt das geradlinig am Text entlang. Das Lied „Bella ciao, bella ciao, bella ciao ciao ciao“ gibt, mal rockig, mal schnulzig, der Inszenierung einen gewissen Rhythmus und lässt die Sehnsucht nach der Fremde schmecken. Allerdings schmeißt sich Motzki mit Disco-Flimmer und –Gezappel auch mal an sein jungen Publikum ran.
Doch diese Rückkehr-ins-Dorf-Geschichte reichte Lisa Sommerfeldt nicht für ihr Stück, sie zieht noch eine zweite Ebene ein: Die der abwesenden Mutter Gisela. Wenn sie davon erzählt, greift Mandy zum Mikrophon und referiert die Vergangenheit. Was erst fast romantisch klingt („sie verschwand durch die Mauer“), entpuppt sich als Stasi-Geschichte von Haft, Zwangsausbürgerung mit neuem Mann, aber ohne ihre Kinder, dazu eine Verpflichtungserklärung des Vaters, um eben diese zu schützen (die notwendigen Begriffe erklärt das Programmheft für die jungen Zuschauer in einem Glossar). Und was Mandy da immer wieder zwischen die Szenen streut, wird vom Vater später noch mal wiederholt: „Wir waren die Zukunft.“ Das überfrachtet das kurze Stück, dessen Figuren ohnehin ziemlich blass bleiben und in dem vieles nur angerissen wird. Am Ende macht ausgerechnet Max das versteigerte Haus besenrein und abbruchreif und Mandy entschwindet, wie sie gekommen ist: Im Nebel durch die Tür im Eisernen Vorhang.