Foto: Ausgebrannte Business-Söhnchen? Thomas Schweiberer und Boris Schwiebert in "Es brennt" im Theater an der Ruhr. © Andreas Köhring
Text:Detlev Baur, am 9. November 2011
Ein Raum mit zwei roten Wänden, in der hinteren ein weiß gerändertes Fenster, das auch ein Spiegel sein könnte oder ein Bilderrahmen. An der Seite drei weiße Betten mit jeweils einem ins Gestell vertäuten großen weißen Ruder. Dazu passend drei Herren in schwarzem Anzug, Melone und Sonnenbrillen. Zuweilen lösen sie das Hemd aus der Hose, so dass es zum langen Nachthemd mutiert. Außerdem tauchen noch auf: Ein androgyner Kapitän hinter dem Rahmen in der Wand oder mit Wischeimer, wenn es den Boden um die Betten zu wischen gilt. Und eine seltsame Dame in Schwarz und mit weißem Klotz unter einem Bein. Außerdem ist (fast) die ganze Zeit ein Matrose mit Mundharmonika auf einen Stuhl gefesselt. Dazu noch rockig-melancholische Klänge, Pistolenschusstöne und Texte, die gesäuselt, über Mikrofon gesprochen oder eingespielt werden.
Anderthalb Stunden lang umspielen Jo Fabian und das sechsköpfige Ensemble in „Es brennt“ ein vages Figurentableau in einem vieldeutigen Raum. Macht und Gehorsam, Anpassung und Protest sind Motive um die drei Herren, die in einer geschlossenen Anstalt von der Frau Doktor und per Telefon von ihren Müttern ange- und verwiesen werden. „Nach Motiven“ aus Thomas Manns Erzählung „Mario und der Zauberer“ ist diese Inszenierung alles andere als eine schul-mundgerechte Literaturbearbeitung, sondern eher eine theatrale Antwort auf Bilder René Margrittes. Das mag auch eine etwas gemütliche Revue surreal-absurder Effekte ergeben und ist damit bei aller Zeichenvielfalt eine fast hermetische Veranstaltung. Dank der stimmigen Bühne (Jo Fabian), des hervorragenden Timings, der präzisen und locker-konzentriert agierenden Darsteller ist diese Produktion des Jungen Theaters an der Ruhr jedoch zugleich eine bemerkenswerte Schule des Sehens, Hörens und Denkens, eine faszinierende Theaterexpedition.