Jörn Arnecke hat, nach dem Kinderbuch gleichen Namens von Jörg Steiner, den interessanten Text und eine so wirkungsvolle wie schöne Musik dazu geschrieben. Das beginnt mit einer lieblich hohen Soloflöte, die ins asymmetrische Bühnenbild auf der Studiobühne tanzt. Hier ist alles schief (von Alexander Grüner entworfen): Der Schrank, das Fenster, sogar der putzige Kasten, in dem Niuniu Miao Liu steht und die kleine Musikerschar der Staatskapelle Weimar dirigiert.
Salicha (Giulia Montanari) klagt ihr Leid um ihr „reiches, aber armes Land“, ihr Königsvater (Andreas Koch) guckt dabei betreten zu Boden, beide sind in orangene, orientalische Gewänder (auch von Alexander Grüner) gekleidet. Sie umklammern einander, holzen pantomimisch Bäume ab, fallen wie sie. Solche eindringlichen, aber nie platten Szenen gelingen Regisseurin Clara Kalus immer wieder. Dann taucht – fliegenden Teppich auf dem Rücken – Flasche am Gürtel, der Märchenerzähler auf (Julius Kuhn in einer Sprechrolle). Er trifft König und Tochter, spricht vom weißen Regen, der seinem Land Wasser bringt. Dazu klappen alle zuschauenden Schüler mit Eiswürfelgläsern, die sie vorher bekommen haben. Das Miniorchester gibt ein munteres Musikmotiv dazu und der Märchenerzähler seine große Idee: Am Nordpol einen Eisberg einfangen und herbringen.
„Unmöglich!“ rufen alle, doch der Rat des Hofes gibt seine Zustimmung und so brechen Salicha, der Märchenerzähler und Samir, Sohn eines Basarverkäufers (Juliane Bookhagen, die wie Montanari zum Thüringer Opernstudio gehört) auf. Jetzt wird ein keilförmiger Kasten zum Schiff, eine Lampenleine zum Segel, den Fahrtwind pustet die Posaune, später auch die Querflöte. Und auch wenn es jetzt abenteuerlich wird, verlieren Autor und Regisseurin nie ihr Anliegen aus den Augen: Mit kindgerechten Fragen und Antworten die jungen Zuschauer an ihr Thema heranzuführen. Jetzt werden leuchtende weiße Beutel zu Eisbergen, ein Stroboskop malt die Eiseskälte auf Bühne und Decke, Salicha und Samir frieren zu Eis, begleitet munteren Streichern und Flöte. Um den Schiffsnamen wird singend gestritten, Salicha und Samir tragen ein Streit-Stakkato aus, vor dem der Märchenerzähler sich versteckt. Das alles ist phantasievoll, munter und aufwendig, auch dem König vom Nordpol („Nennt mich Lars“, singt Andreas Koch) begegnet diese besondere Expedition noch. Aus der keilförmigen Kiste wird ein Hundeschlitten, dessen rasante Fahrt flink und komisch zugleich erklingt. Nach Salichas sehr hohem „Nach Hause!“ gibt’s noch mehr Abenteuerliches und Funksignale mit der Taschenlampe.
Nach 70 Minuten und dem Happy End erjubelten sich die jungen Schüler lautstark eine ungeplante Zugabe.