Text:Ute Grundmann, am 3. Mai 2011
Gianettino, Neffe des Dogen von Genua, fädelt einen Anschlag gegen Fiesco ein – auf der linken Bühnenseite. Rechts arbeiten Fiesco und der Mohr an der skandalträchtigen Aufdeckung eben dieses Komplotts. Und schließlich stehen sich die Kontrahenten Auge in Auge gegenüber. Mit dieser großartigen Parallelszene zeigt Wolfgang Engel im Weimarer Nationaltheater, was in Schillers „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“ auch steckt: Intrigen, Durchstechereien und wechselnde Koalitionen in einem bitterbösen Macht-Spiel. Dafür hat Mayke Hegger ein Rondell mit leuchtendroten, wehenden Vorhängen auf die Bühne gebaut, von der Drehbühne in Bewegung gesetzt. Hier gibt es Verstecke, Wege, die verbaut werden können, vor allem ist auf diesem „Tablett“ alles öffentlich.
Und Wolfgang Engel behält in seiner dichten, spannungsvollen Inszenierung des eher selten gespielten Stückes immer beides im Blick: Die Reflexionen und Debatten über die Verführung der Macht, die aus dem republikanischen Verschwörer Fiesco einen Tyrannen machen könnten. Da nimmt die Inszenierung sich Zeit, auch für Denk-Pausen, und hat in Verrina (Bernd Lange) einen traurig-beharrlichen Gegenspieler des Fiesco, der eigentlich auf seiner Seite steht. Stefan Schießleder spielt diesen Fiesco anfangs tändelnd, scheinbar oberflächlich, doch mehr und mehr lässt er den stählernen Willen zur Macht durchscheinen. Doch die Inszenierung zeigt auch mit Lust die Kabalen, die im Kampf um die Macht gestrickt werden, die Szene, in der Fiesco und der Mohr (Christian Klischat) einen vermeintlichen Mordanschlag inszenieren, klingt in Jazzmusik aus – so setzt Wolfgang Engel auch mit sparsam eingesetzter Musik Akzente. Und die Fabel von der Tier-Republik, in der am Ende doch der Löwe das Sagen hat, lässt er Fiesco im erleuchteten Saal ins Publikum sprechen. Doch das hat schon begriffen, dass diese Theaterfiguren in ihren schlichten schwarzen Anzügen etwas mit heutigen Machtmenschen zu tun haben.