Deutschsprachige Erstaufführung von „Passion” in Dresden.

Liebes-Leid ohne Happy End

Stephen Sondheim: Passion

Theater:Staatsoperette Dresden, Premiere:28.01.2011Regie:Holger HauerMusikalische Leitung:Peter Christian Feigel

Liebe und Leid, Militär und Gefühl, Trommelwirbel und Geigenklang: Diese unterschiedlichen Welten lässt Stephen Sondheim in seinem Musical „Passion“ aufeinandertreffen. 1994 am Broadway uraufgeführt, brachte nun die Staatsoperette Dresden die Deutsche Erstaufführung heraus: eine verwickelte Geschichte mit üppigen Klängen.

Der junge Hauptmann Giorgio (Marcus Günzel) liebt die verheiratete Clara (Maike Switzer). Doch dann wird er versetzt und trifft unter den Offizieren auch die Cousine des Oberst Ricci, die gemütskranke Fosca (Vasiliki Roussi). Sie verliebt sich in Giorgio, der jedoch standhaft bei seiner Liebe zu Clara bleibt – was die hübschesten Szenen der Inszenierung bringt: Die Briefe der Verliebten werden gesungen, von dem, der schreibt oder dem, der liest; durch Licht oder einen Vorhang getrennt. Fosca aber bleibt hartnäckig, klammert oder jammert, will Liebe erzwingen und diktiert Giorgio einen Brief an sie, in dem alles steht, was sie gerne hören möchte. Vasiliki Roussi spielt und singt diese tragische Figur sehr überzeugend und ausdrucksstark, ohne ins Melodramatische zu fallen. Die Musik zu diesem Liebes-Leid ist mal romantisch-weitschwingend wie im Film, mal setzt sie auch nur knappe Akzente (musikalische Leitung: Peter Christian Feigel). Und immer wieder klingt ein Trommelwirbel herein und Regisseur Holger Hauer lässt propere Soldaten in roten Uniformen marschieren und exerzieren. Ansonsten erzählt er im sparsamen Bühnenbild von Christoph Weyers (die Drehbühne fährt mal ein Bett, mal einen kargen Kasernensaal herein) die Geschichte stringent in knapp zwei Stunden. Und es wird noch viel hineingepackt: Giorgio und Clara trennen sich; der Oberst fordert ein Rache-Duell für seine Cousine; aus Giorgios behaupteter Liebe zu Fosca werden echte Gefühle, doch sie stirbt. Am Schluss gibt es, eher ungewöhnlich für Musicals, kein Happy-End oder höchstens eines mit Schrammen: Giorgio, der zwei Frauen liebte, bleibt allein.

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