So beeindruckte zunächst die eingängige Inszenierung von Chen Shi-Zheng: klare, reizvoll farbig ausgeleuchtete Bilder voller Realismus bis zu einer fabelhaften Breakdance-Gruppe, die mal bedrohlich, mal geisterhaft Tinas Weg begleitet. Noch stärker beeindruckte Judith Weirs Musik, die beweist, dass man Melodien und Harmonien gekonnt mit Dissonanzen mischen kann. Weir kann Stimmen ohne schrille, verstiegene Phrasen klingen und singen lassen. Sie begleitet die Szene mit dramaturgisch sinnfälligen Instrumentalklängen – was Dirigent Paul Daniel mit den Wiener Symphonikern hörbar machte. Zwar blieb als Manko, dass die Countertenorstimme des „Schicksals“ im symphonischen Orchesterklang mehrfach unterging. Das übrige Ensemble aber besaß Festspielformat; schließlich ist Londons Royal Opera Co-Produzent. Doch das Resümee der ersten von drei geplanten Uraufführungen in den kommenden Jahren muss lauten: eine zu naiv-schlichte Handlung, eingebettet aber in sofort zugängliche zeitgenössische Musik.