Farbenfrohe Kostüme hat Bühnenbildner Ultz entworfen, sie erinnern in ihren Formen an die Tudor-Zeit, sind aber durch die romantisierende Brille der 1950er Jahre gesehen. Genauso artifiziell stilisiert sind die sparsamen Requisiten. Die Schauplätze der Handlung, Häuser in London, ein Boot auf der Themse oder am Ende der Londoner Tower, wo der aufmüpfige Essex einsitzt, sind zum Teil nur bemalte Stellwände. Richard Jones hat mit dem Ensemble fast durchweg ein kurzweiliges Spiel erarbeitet, zu den vielen Chorpassagen oder den Tänzen im zweiten Akt gab es Ballett-Einlagen, und sogar die Sänger tanzten. Jones beließ das Werk allerdings ganz in den 1950er Jahren. Was „Gloriana“ uns im 21. Jahrhundert sagen könnte, dazu wollte er nicht Stellung nehmen. Er zeigte nicht, dass man heute weiß, dass das England um 1600 ein Polizeistaat war, und auch sonst einiges im Argen lag. Sehr gut vermittelte sich allerdings der persönliche Konflikt Elizabeth I. zwischen privatem Gefühl und Staatsraison.
Auch musikalisch kann man die Hamburgische Staatsoper zu dieser Neuproduktion beglückwünschen. Sängerisch gab es eine sehr homogene Ensemble-Leistung. Robert Murray als Essex gefiel mit seinem leichten Tenor besonders in den lyrisch-verliebten Passagen. Und Amanda Roocroft als Elizabeth I. spielte den Zwiespalt der Monarchin sehr authentisch und sängerisch überzeugend. Dirigentin Simone Young fand am Pult der bestens präparierten Philharmoniker Hamburg eine gute Balance zwischen dem opulent-pompösen und dem intimen Charakter der Musik.