Ein schmales Podest, Gitarre und Drums – mehr brauchen Samira (im weißen Kleidchen à la Agathe) und Stefan Wenzel (im Räuberzivil) erst mal nicht, später werden unzählige Figuren und Figürchen dazukommen. „Forrest, Hunting, Farm“ sind die Zentralworte des kurzen Abends, der auch mal Pidgin English, vor allem aber eine skurrile Bilderflut bietet.
Ein Hirschlein röhrt, der sagenhafte Schütze ist ein filigranes, doppelgesichtiges Papiermännchen. Geht es um „Witches“, klimpert ein buntes Kinderxylophon dazu. In diesem so gar nicht deutschen Wald kommt der Fuchs nicht, wie im „Sandmännchen“, als Nachbar vorbei, sondern frisst die Pappgans. Das Treffen von Rabe und Insekt geht auch nicht gut aus. Das Spielerpaar rüttelt respektlos an jedem Klischee, bis es wackelt oder zerbricht und läßt natürlich den „Hit“ der Oper nicht aus: „Wir winden dir den Jungfernkranz“. Doch der klingt hier eher wie Kranzzzz und Webers Melodie wird synkopiert, gerappt, verdreht: schönste Comedy, nur böser!
Die Grundzüge der auch nicht gerade linearen „Freischütz“-Handlung zu kennen, hilft allerdings ungemein. Zwar werden im Westflügel keine Freikugeln feierlich gegossen, aber als Christbaumkugel verschluckt. Schatten verschieben und überlagern sich, die Wolfsschlucht ist mit Blitz und Donner gruseliger als in jeder Oper und jede Menge Hirsche müssen dran glauben. So viele, dass sie schließlich in eine Keksdose gekippt werden. Und wenn Samira dem Farmhäuschen Räucherkerzen aufsteckt, grient sie ihre Zuschauer voller Schadenfreude an: „You can’t smell it…“. Natürlich wird auch der entscheidende Schuss geprobt, wie Tells Apfelschuss, Ziel ist allerdings ein Hirsch, was sonst.
Das alles kommt zielgerichtet, präzise, mit Spiel- und Spottlust, Ulk und Umsicht daher und in einem Tempo, dass die Kamera mehr als einmal scharf gestellt werden muss. Von 27 Teilnehmern/Zuschauern kamen 22 mit dem „Marksman“ ins Ziel und waren very amused.