Foto: Carolin Masur © Tom Schulze
Text:Ute Grundmann, am 21. Januar 2013
Loge ist gaanz lässig. Mit rot-schwarzem Umhang und gefedertem Zylinder erklärt er, wie es so zugeht bei den Göttern und in der Unterwelt und lässt auch schon mal Flammen fauchen, schließlich ist er der Gott des Feuers. Und wenn es wieder mal schief läuft, kommentiert es das mit einem „Alles könnte so schön sein“-Seufzer. Andreas Rainer (der später auch Mime ist) führt als Loge sein Publikum wie ein Moderator durch die Welt der Nibelungen, wie sie im „Ring für Kinder“ dem Riesenwerk Richard Wagners abgeschaut ist. In der _Musikalischen Komödie_ Leipzig hat Jasmin Solfaghari eine Kurzfassung inszeniert, die ursprünglich für das junge Publikum der Bayreuther Festspiele entstanden ist – mit viel Phantasie, Theatereffekten und einem überzeugenden Ensemble.
Die Rheintöchter entsteigen wogenden blauen Tüchern, aus denen dann eine (Welt-)Scheibe emporfährt. Dieses Podest wird meist der Spielort sein, manchmal ergänzt durch eine zweite, schwebende Scheibe, in der sich mal Wotans unbezahlte Burg, mal ein Waldidyll spiegelt. Der technische Leiter des Hauses, Frank Schmutzler, hat diese Bühne entworfen, gemeinsam mit der Regisseurin. Und sie erzählt in knapp zweieinhalb Stunden stringent und in klaren, überzeugenden Bildern die aufs Wesentliche reduzierten Handlung.
Da schwebt aufs Hornsignal die Rheingold-Kugel aus dem Schnürboden, geht es hinunter nach Nibelheim, wird auf dem Rang klingend „geschmiedet“, dass es den ganzen Saal füllt. Und bei Alberich (Kostadin Arguirov) erscheint die zerbrochene Riesenmünze des Schatzes wie von Zauberhand. Der Drache schließlich ist ein wunderbares Phantasiewesen mit rot-weiß-goldenem Maskenkopf und gold-grünem Tücherkörper. So wird hier für Eltern und Kinder sichtbar Theaterillusion erzeugt und zugleich mit klarer Figurenzeichnung und -führung die Handlung weitergetrieben. Die steht hier unter dem deutlichen und im Schlussbild ausgeführten Motto „Nur gemeinsam sind wir stark“, kommt aber nicht zeigefingrig daher.
Und die Inszenierung überzeugt nicht nur szenisch, sondern auch musikalisch. Für die Operetten- und Musicalerprobten Sängerdarsteller und das Orchester war Wagner Neuland, das sie unter der energischen Leitung von Stefan Diederich gemeistert haben. Diese Fassung reiht ja die Leitmotive, die „Highlights“, aneinander, doch es gibt kaum Brüche, sondern auch musikalisch einen geschlossenen Ring. Und ob Josefine Weber (Brünnhilde), James Allen Smith (Siegmund und Siegfried) oder Milko Milev (Wotan) – sie überzeugen mit schönen Stimmen, viel Ausdruck und auch Komik. Am Ende, in der Götterdämmerung, hat Loge nicht seinen Humor, aber die Hutfedern verloren, und alle finden sich auf der Weltscheibe im Kreis zusammen, um den Schatz nicht (mehr) zu rauben, sondern zu hüten.