Zu sehen ist der Mitschnitt einer Aufführung am 3. November 2017, bei der die Kamera meist dokumentarisch still- und in der Totale das Geschehen festhält. Nur ab und zu hebt sie eine Tänzerin, einen Tänzer heraus – oder Ralf Schneider und Ivo Nitschke. Was diese beiden an Klangvielfalt, -varianten, Drive bieten, ist außergewöhnlich – und auch optisch reizvoll, wenn Nitschke rote Klöppel auf blauschimmerndem Instrument tanzen lässt.
Doch dann kommt der Bruch, fast wirkt er wie der Shutdown, den wir gerade erleben. Die Tänzerinnen lagern auf der Bühne, die Hände wie weinend vor den Gesichtern. Geräusche, fast unhörbare Schläge wecken sie langsam, sie wiegen sich graziös zu einem Kreis zusammen. Bald sitzen sie auf Stühlen, schminken und stylen sich, für die Männer, die hereinstürmen und -springen. Nun sind Rossa und „Groovin‘ Bodies“ beim ewigen Thema Mann und Frau: mit Augenzuhalten, Heben, Tragen, Schmiegen und sechs Paaren, bei denen die Männer sich die Frauen zuwerfen. Diese Szenen sind, tänzerisch wie musikalisch, eher magisch-meditierend, auf der Leinwand im Bühnenhintergrund werden Ausschnitte verdoppelt und vergrößert.
Stille und Stillstand gehören zu diesem Abend unbedingt dazu, doch dann aber macht sich das Schlagwerk wieder vernehmbar. Nach einem Trommelwirbel steigern sich Drums (links) und Marimbaphon (rechts) zur Rasanz des Beginns. Die Tänzer reagieren darauf mit Ruhe und Tempo, zelebrieren große Schritte, laufen, überschlagen sich, schreiten wieder. So vereinen sie alle Tempi dieser eindrucksvollen 90 Minuten, die auch erzählen, was Tanz alles vermag. Und den furiosen Soli von Ralf Schneider und Ivo Nitschke lauschen dann auch die Tänzer. – Gäbe es eine Wiederholung-Taste, sie würde bestimmt gedrückt.