Katja Stockhausen ist eine junge Ranjewskaja, zu leidenschaftlicher Erregung fähig. Wenn sie sich auf den Kaufmann Lopachin stürzt, liegt in den gierigen Küssen auch Verzweiflung und Bitterkeit, vielleicht sogar Lust an der Selbsterniedrigung. Denn auf seine Argumente hört sie nicht, verweigert sich der Erkenntnis, dass die Zeit der Gutsherren vorbei ist und die der bürgerlichen Kapitalisten angebrochen ist. Frank Wickermann zeigt als Lopachin einen zutiefst zerrissenen Menschen. Er kauft den Kirschgarten, doch im Moment des Triumphs packt ihn das heulende Elend. Lopachin schlägt mit einer Axt auf ein Klavier ein, wie der Kirschgarten ein Symbol für Kultur und Tradition. Die Tasten zersplittern, das Holz fliegt durch die Luft, immer wieder drischt Lopachin auf das Instrument, bis zur Erschöpfung. Ein Gewaltakt, der unglaublich brutal wirkt. Auch Marieke Kregel, Matthias Heße und Patrick Dollas liefern präzise Rollenporträts, verbinden psychologische Abgründe mit garstigem Witz.