Wolfgang Reicher als Martin Luther und Ferdinand Ascher als Martin.

Kindgerechte Reise in die Lutherzeit

Kerstin Jacobssen: Martin sucht die Freiheit

Theater:Landestheater Eisenach, Premiere:16.11.2011 (UA)Regie:Kerstin Jacobssen

Martin will in die große, weite Welt. Die beginnt zwar gleich hinter dem nächsten Wald, ist aber doch sehr weit weg und ziemlich beängstigend. Da kann man sich schon mal vor einem Igel erschrecken und vor Soldaten, die Martin Luther verfolgen, allemal. Um den großen und den kleinen Martin hat Kerstin Jacobssen in einer Produktion des Jungen Schauspiels Eisenach ein Geschichte um Abenteuer, Glauben und Freiheit gestrickt: „Martin sucht die Freiheit“. Neben der Textfassung hat sie auch die Ausstattung und die Regie dieses Stücks mit Musik für Kinder ab fünf übernommen.

Das beginnt auf der großen Bühne im Heute: Martin (Ferdinand Ascher), Anna (Jannicke Schubert) und Jacob (Alexander Beisel) spielen unterhalb der Wartburg, treffen fotografierende Touristen. Martin träumt davon, Martin Luther zu sein, der „total viel studiert“ hat und die Bibel, „so dick wie zwei Potter-Bände“, übersetzt hat, ganz ohne Computer. Dieser Traum führt die drei jungen Leute in Luthers Geburtsort Möhra, wo die Fachwerkhäuschen geschrubbt werden und der Dorfbrunnen sich in eine Tafel fürs Festessen verwandelt. Schließlich wird Martin Luther (Wolfgang Reicher), zwischen Reichstag in Worms und Flucht auf die Wartburg, zum Kurzbesuch erwartet.

Anzeige

Mit dieser Fassung und Inszenierung des Kinderbuchs von Andreas Müller reiht sich das Landestheater der Wartburg-Stadt ein in die Veranstaltungen der Luther-Dekade zur Feier von 500 Jahren Reformation 2017. Auch wenn der Reformator eigentlich nur der Aufhänger für eine Geschichte um Freiheit und Freundschaft ist. Aber in kleinen Dialogen werden Begriffe wie Ketzer und Ablasshandel („Gott hat doch keinen Geldbeutel“) einfach erklärt. Und ein Märchen mit Musik wird daraus mit der Komposition von Julius Trautvetter, der zusammen mit Oli Friedrich und Leon Szostakowski auf der Vorbühne Klavier, Cello und Schlagzeug spielt. Die Musik setzt Akzente – unheimliche Triller im Wald, weiche Melodien für den Freiheitstraum – und die eingängigen Songs ähneln eher Musical- als Kinderliedern.

So gelingt eine 60 Minuten kurze und kurzweilige Reise vom Heute in die Lutherzeit (wo der kleine und der große Martin ihren Häschern entgehen und wieder getrennte Wege gehen) zurück ins Heute. Aus dem Nebel der Zeitreise kommen die Touristen von der Wartburg herunter und die drei Freunde Martin, Anna und Jacob sind auch wieder in ihrer heutigen Welt gelandet. In der aber wollen sie nun, so singt es Jannike Schubert abschließend und eindringlich, die Gefühle und Gedanken fliegen lassen wollen.