Wunder, Priester:innen und Chor
Ganz am Ende – und ein Abschluss ist gerade im theologischen Kontext nicht eben leicht zu finden – wünscht die Figur lapidar: „Bis nächste Woche“. Lioba Kippe spielt das Wunder streng als eindimensionale Jederfrau und deutet in ihren humorfreien Statements über sich und die Welt auch immer eine ironische Distanz an. Ebenso die Priesterfiguren von Minna Wündrich, Jürgen Sarkiss, Caroline Cousin und Kilian Ponnert. Sie haben erkennbar Freude daran, das Publikum dieser Feier zwischen katholischer Liturgie und Bachscher Choralfeier – die Musik hat wieder einmal Ben Roessler kongenial auf Bonn Parks Text und Regie zugeschnitten – sowie anthroposophischer Zuversicht und sektiererischer Weltflucht mitzunehmen in eine Gemeinschaft, die alle Sorgen für nichtig erklärt; jede Handlung vom Aufbau des Altars bis zum Händewaschen wird rituell ausführlich zelebriert. Der Haken dieses sakralen Brimboriums ist, dass diese Gemeinschaft die Ahnungslosigkeit, die Komplexität des Lebens und die notwendige Todesfolge des Lebens auch erkennt, thematisiert und eben zu überwinden hofft.
Die Anleitung als heilige Schrift
Nicht nur erinnern die Seitenwände der zentralperspektivisch aufs Rückfenster hin ausgerichteten Bühne an Ikea-Kastensysteme, auch ist der immer wieder erwähnte zentrale Text der „Anleitung“ sichtbar an Ikea-Aufbauhilfen designt. Das ist aber auch schon die deutlichste Brechung dieses rituellen Theaters, von dem man nicht weiß, wie viel satirische Kritik, wie viel Abbildung alternativer Performance oder gar pathetisches Nacheifern von Gläubigen es eigentlich transportieren will. Auch der Kritiker bleibt ein wenig ratlos zurück in diesem konsequent durchgehaltenen Gottesdienst ohne Gott. Aber ist nicht genau das der Kern von „Keine Sorge (Religion)“?
Wie schon in der „Unterwasseroper“ am Münchner Volkstheater beeindruckt in jedem Fall der Mut, mit dem Park und sein Team individuelle und gesellschaftliche Probleme benennen, gleichzeitig negieren und damit in eine spielerische Spannung zueinander bringen. Das bedeutet eine auf deutschen Bühne eher ungewohnte Leichtigkeit, ohne jedoch eine ignorante, weltflüchtige Unterhaltungsmaschinerie aufzuziehen. Und gerade gegenwärtig ist das Predigen von Sorglosigkeit ein ziemlich spannendes Unterfangen.