Die drei Solisten und die junge Frau, die Bieito als stumme Rolle einführt, sind vom Krieg traumatisiert. Rolf Romei, dessen warmer Tenor in den unbegleiteten Passagen vielleicht eine Spur zu fragil gerät, wird im Leichensack hineingetragen, aus dem er sich erst befreien muss (Kostüme: Ingo Krügler). Die Sopranistin (farbenreich und mit großem dramatischen Potential: Svetlana Ignatovich) schlägt eine Babypuppe gegen die Wand, dass das Blut fließt. Und Thomas E. Bauer (mit mächtigem, dennoch flexiblem Bariton) zückt das Messer. Bieito lässt den Figuren Freiheit. Sie sind Täter und Opfer. Sie suchen die Grenzerfahrung, wenn sie ohne Absicherung auf dem hohen Gerüst herumklettern. Und kommen immer wieder zur Ruhe in diesem eher meditativ gehaltenen Oratorium. Dirigent Gabriel Feltz findet dafür den richtigen Ton und fließende Tempi. Wie die Regie setzt er die Ausdrucksmittel ökonomisch ein. Und hat mit dem so präsenten wie intonationssicheren Chor und Extrachor das Basler Theaters (Einstudierung: Henryk Polus) und dem Sinfonieorchester Basel hochsensible Klangkörper. Maß halten ist das Stichwort des Abends. Selbst die blutige Opferszene deutet Bieito nur an, indem er Thomas E. Bauer das Messer in der Luft führen lässt, während die Knaben leblos zu Boden fallen. Und wenn am Ende zu den versöhnlichen Dur-Akkorden einer von ihnen auf den Trümmerhaufen steigt und ganz langsam und vorsichtig einen Stahlhelm aufsetzt, dann kann man zumindest hoffen, dass dieser Junge vielleicht die richtigen Lehren aus dem Erlebten gezogen hat.