Doch erfüllt sich das Konzept dieser Trilogie-Version so ganz erst im letzten Teil der viereinhalbstündigen Inszenierung. Nach dem doppelten Vorspiel erhalten die Figuren nun im Verharren am Platz – ohne weitere Bühnendrehungen, aber mit weit mehr Substanz als im ersten Teil – ihre ideale Bestimmung. Sie leben aus der Erinnerung des Alten – nicht nur des Holocaust, sondern der Geschichte der Familienmitglieder insgesamt; diese ist aber besonders durch die vorangegangenen beiden Stücke präsent. Das spezifisch jüdische Leiden wirkt allenfalls als ein Aspekt davon; Leben und Sterben in der Familie wird während des schönen Todes von Simon (Christian Grashoff) im Angesicht des (in „Heftgarn“ geborenen) Sohnes (der eher einem Enkel gleicht, Paul Schröder) zum fröhlichen, stillen Totentanz. Auch Susanne Wolffs Lea zeigt längst ein komplexes Leben: durch ihren Hass auf die Ex-Ehefrau ihres Gatten und Mutter des Neffen (Maren Eggert) einerseits und ihre gleichzeitige, diesem Gefühl widerstrebende, liebevolle Sorge für dieses Kind, das seltsam zwischen den Generationen positioniert ist.
Die Texte von Judith Herzberg erweisen sich von Anfang an als großes Drama der leisen Töne. Ein Satz wie „Was ist eigentlich so wichtig am Leben?“ ist solch ein schöner Redebeitrag, der von der so schelmischen wie betroffenen Christine Schorn mit grandiosen Zwischentönen zum Klingen gebracht wird. Sie ragt unter den famosen Schauspielern heraus – in einer Inszenierung, die zum Ende hin in ihrer Bescheidenheit begeisterndes Theater bietet.