Die Sprachkrise der zwei Liebenden
Die Uraufführung von „In einer mondhellen Winternacht“ kapriziert sich angesichts der Sprachkrise vor allem auf die Körperlichkeit der Darsteller:innen. Mal rennen sie voneinander weg, bevor sie sogleich wieder aufeinander zuzustürmen. Auch ein Scheinwerfer wird als Ersatz für ein Feuerzeug eingesetzt (Ausstattung: Teresa Heiß). Sieht man von diesen ziemlich dürftigen Bildern ab, so findet immerhin ein Hauptmotiv, nämlich Blumen. Noch vor Aufführungsbeginn von der Protagonistin in Teilen aufgehängt, nutzt sie die Pflanzen später, um sie an ihrem Gegenüber zu befestigen – entweder steckt sie sie ihm in den Kragen oder in den Mund, in den sie zuvor Wasser aus ihrem eigenen Mund hat tröpfeln lassen. Die Idee dahinter: Hier soll etwas wachsen und gedeihen.
Publikum als Partykulisse in einer Kneipe
Doch aus dieser Nacht der Versuche, Hoffnungen und Träume, aus dieser explosiven Spannung zwischen Sehnsucht und Abstand wird kein Lebensprojekt. Zu weit liegen die Vorstellungen auseinander. Zudem ist der Raum sinnbildlich und real begrenzt, da das Schauspiel diesmal in einer Kneipe in der Innenstadt in Kaiserslautern stattfindet. Das Publikum erweist sich wohl als (ziemlich stille) Partykulisse. Überdies lässt dieses Panoptikum keinen Rückzug zu. Es schafft die völlige Transparenz.
Auch wenn Kittsteins früher Text, der 2005 bei den Autor:innentheatertagen des Hamburger Thalia Theaters vorgestellt worden war, sehr poetischen Momente aufweist und in seiner höchst minimalistischen Anlage hier und da berührt, bleibt die Uraufführung wenig ambitioniert und eher einfallslos. Der Regie scheitert an einer organischen Konzeption, bietet den Zuschauer:innen lediglich eine lose Zusammenstückelung aus Bewegungen, Blicken und wenigen Sounds, das Ergebnis sind spärliche 45 Minuten.