Foto: Ensemble in Kehlmanns "Geister in Princeton" in Graz. © Lupi Spuma
Text:Karin Seethaler, am 26. September 2011
Soll er es doch selber besser machen, war nach Daniel Kehlmanns Eröffnungsrede bei den Salzburger Festspielen 2009 in so manchem Feuilleton zu lesen. Und auch der damalige Salzburger Intendant Jürgen Flimm erklärte, er hoffe, Kehlmann werde bald selbst ein Stück schreiben, „dann werden wir ja sehen, wie wir damit umgehen“. „Geister in Princeton“, mit dem der Erfolgsautor am 24.09.2011 nun in Graz sein lange erwartetes Dramendebüt gab, erzählt von Kurt Gödel, dem brillanten österreichisch-amerikanischen Mathematiker, der nichts weniger aufzeigte als die Grenzen der Logik und des Denkbaren. Weltfremd, überrational und haltlos in einer Welt, in der Raum und Zeit keine Konstanten waren, lebte Gödel dabei selbst mal diesseits mal jenseits dieser Grenze.
Diese prägende Idee, die Gleichzeitigkeit der Ereignisse, ist auch das Prinzip, dem Kehlmanns Text folgt. Der Autor lässt Gödel als Kind mit insgesamt drei erwachsenen Gödels interagieren (souverän: Johannes Silberschneider, Rudi Widerhofer, Claudius Körber), lässt ihn Zeuge seiner eigenen Trauerfeier werden und als jungen Mann über seine Zukunft sprechen, als wäre sie bereits geschehen. So wird, in einem charakteristischen Verwirrspiel von historischen Fakten und Fiktion, ein weiter biografischer Bogen gespannt: von der Kindheit Gödels in Brünn, über seine Zeit als Student in Wien, die Emigration in die USA, bis hin zum geistigen und körperlichen Verfall in der Universitätsstadt Princeton.
Dass Kehlmann dieses Format der historischen Biografie beherrscht, steht außer Frage, der Schritt vom Roman zum Theaterstück war dann eigentlich nur mehr ein kleiner. Punktet „Geister in Princeton“ dabei vor allem mit der Menschlichkeit seiner Figuren, so ist es das Verdienst von Anna Badora, diese mit Natürlichkeit und feinem Humor auf die Bühne zu stellen. Die Intendantin des Grazer Schauspielhauses findet eine Bildersprache, die das Spiel mit den abstrakten Kategorien und Dimensionen des Textes behutsam aufnimmt und Perspektivenwechsel mit sanften Licht- und Toneffekten unterstreicht. Dabei leitet sie das Ensemble zu einer konsequent realistischen Sprach- und Handlungsweise an, in die sich die fantastischen, stilisierten Elemente widerstandslos einfügen.
Was bleibt, ist der Eindruck eines stimmigen Gesamterlebnisses, nachdem man das Theater mit dem Gefühl verlässt, nicht tief bewegt, aber auf intelligente Weise unterhalten worden zu sein.