Stefan Pucher inszeniert das psychologische Kammerspiel am Deutschen Theater Berlin in muffigen Motelkulissen. Die Ereignisse des Abends werden chronologisch erzählt – wie in Stephen Belbers Drehbuch, das Richard Linklater mit Ethan Hawke und Uma Thurman verfilmte. Prolog und Epilog, die in die High School-Vergangenheit zurück- und in die Zukunft vorblenden, sind gestrichen.
Video-Standbilder zeigen Bett, Nachttisch und Aschenbecher unberührt – ein Stilleben, das den Psycho-Kampf der beiden Männer bildlich negiert. Nur an einer Stelle dynamisiert sich die Kamera und filmt eine verbale Auseinandersetzung von Vince (Felix Goeser) und Jon (Bernd Moss) im Schuss-Gegenschuss-Verfahren. Der Handlung haben die Videobilder nichts hinzuzufügen. An drei dramaturgisch entscheidenden Stellen darf jeder der Protagonisten einen Song anstimmen – ein Zoom in die High School-Vergangenheit.
Langweilig ist das nicht. An manchen Stellen kitzelt Pucher im Vergleich zu Linklaters Film noch die ein oder andere psychologische Nuance aus der Vorlage heraus. Doch inspiriert ist das auch nicht. Nur Felix Goeser hat einen Draht zu seiner Figur gefunden, ist der verbissene Kindskopf, der auf späte Rache lauert. Bernd Moss sagt seinen Text auf und spielt ohne größere Modulation. Nina Hoss – mit brauner Pagenkopfperücke – wirkt hölzern, obwohl ihre kühl-überlegene Figur die schillerndste der drei ist. Ihr Lachen am Ende der Aufführung – Amys Freude über den Sieg oder die Distanzierung der Schauspielerin von der Rolle?