Und als dann wirklich das Vorsingen und -tanzen beginnt, ist das natürlich noch mal Gelegenheit, für noch mehr Schlager der Zeit. Da schießt Herman Haller in die Luft, wenn ihm was nicht gefällt und die (in Wirklichkeit bitterarme) Gitta Marie von Losch (Mirjam Neururer) fällt aus Takt und Tanzreihe, als sie mit den Tiller Girls auftritt. Und die vier hoffungsvollen Hotel-Angestellten kommen erst gar nicht zum Zuge.
Nach der Pause, im dritten Akt, geht es dann Knall auf Fall: Da ist die „Capriolen“-Revue schon fertig und in vollem Gange, nur diesmal unter Leitung von Erik Charell (Michael Raschle), der bis dahin als stummer Zaungast das Treiben beobachtet hatte. Das „Capriolen“-Lied von Rezeptionist Paul ist ein Hit, Richard Tauber tritt mit „Du bist die Welt für mich“ auf – Radoslaw Rydlewski ahmt nicht einfach nach, sondern macht etwas Eigenes daraus. Ebenso Anne-Kathrin Fischer als Claire Waldoff mit „Emil seine unanständige Lust“.
Hier wird nun in Revue geschwelgt, mit prächtigen, aufwendigen Kostümen – vor allem auch in der chinesischen Hochzeit aus dem Finale von „Viktoria und ihr Husar“, in der Hanni und Kurt verheiratet werden. Musikalsich ist das Ganze ein Ohrenschmaus, das Orchester der Musikalischen Komödie unter Tobias Engeli beherscht alle Stimmen, Stimmungen und Zwischentöne der Schlager. Manchmal allerdings wird es zu laut, überdeckt die Sänger und auch die Szene eines Zauberers. Aber die Regie setzt auch einen hübschen Theater-im-Theater-Trick ein: Die Bühne ist Vor- und Hinterbühne zugleich, mal wird das „wirkliche“ Publikum angesungen, mal ein imaginäres hinter dem Vorhang – und das „echte“ Publikum kann den Künstlern bei der Vorbereitung auf die nächste Szene zusehen. Die Comedian Harmonists (Andreas Fischer, Tobias Latte, Björn Grandt, Peter Waelsch, Stefan Dittko und Christoph-Johannes Eichhorn) steuern noch ihren kleinen, grünen Kaktus bei, ehe es mit Verve in das „Schlußfinale“ geht: Da gibt’s von allen noch mal „Ich brauche keine Millionen“ und das „Capriolen“-Lied, in das man ein bisschen Lokalkolorit einschmuggelt. Denn zu den Capriolen der Welt gehört hier auch, dass RB Leipzig nun in der 1. Bundesliga Tore schießen (will).