Was natürlich leicht ist, wenn man einen Sänger zur Verfügung hat wie Daniel Gloger. Der kann nicht nur musikalisch alles, stellt sich nicht nur mit seiner ganzen Persönlichkeit in den Dienst dieser Kreationen, Vertonungen und Arrangements, er zieht sich dabei auch -zigmal um. Er ist Donald Trump in einer aus Originalzitaten gedrechselten Musiknummer, hier ein bisschen Bogart, mal trägt er Frack, mal ist er Vamp, mal Dame, mal Gloger persönlich. Und jedes Mal wechselt er, sehr präzise, die Haltung, noch öfter die Stimm- und Sprechfarbe. Dabei steigt er immer wieder von seinen angestammten Counterhöhen hinunter in die konventionelle Männerbrust. Er singt und spielt vom Vögel töten, vom Sinn des Lebens, von der Sehnsucht nach einem fliegenden Spiegel oder der Unmöglichkeit, ohne die eigene Fußbodenheizung zu verreisen. Und ascolta (Trompete, Posaune, Cello, Klavier, E-Gitarre, zwei Percussionisten) interagiert dazu, schafft Übergänge, spielt Soli, singt, röhrt, hat Spaß und blödelt in den Umzugpausen mit altmodischen Alkoholika halbprivat herum.
Hier hätte ein Regisseur, den der Programmzettel nicht ausweist, Räume schaffen und füllen können, das feine, durch die raumgreifende Musik wunderbar aufgemotzte dramaturgische Gespinst zur Explosion bringen können, dieses wunderbare Konglomerat aus Jazz, Noise, Elektro-Pop samt Inside-Piano und freiem Experiment. So bleibt alles dezent. Man freut sich am Charme der Akteure, sämtlich mehr oder weniger gesetzte Herren, denen am Pult eine etwas jüngere Dame gegenübersteht. Catherine Larsen-Marguire dirigiert nicht nur extrem klangsinnlich. Sie sorgt auch mit ihrem Marodieren durch die schmalen Reihen ihrer Musiker, mit ihren kleine Hustenanfällen, ihrer zarten Luftschlangendekoration für wirkliches Theaterleben.
Hätte es davon etwas mehr gegeben, wäre dieser Abend definitiv in die Musikgeschichte eingegangen. Denn wer hat in den letzten, sagen wir 20, Jahren ernsthaft humorvoll komponiert und das dann auch noch unverhüllt umgesetzt?