Böse, schadenfroh und missgünstig wirkt die Gesellschaft auch in ruhigen Szenen. Etwa, wenn sich zwei Fratzen auf die mädchenhafte Maria Bayarri Perez stürzen. Arme und Beine der fragilen Tänzerin sind mit Luftballons bestückt, lassen sie sacht über die Bühne treiben, dehnen ihre Glieder hoch und höher. Hämisch lachend stechen die Clowns Nadeln hinein, entwürdigen das Mädchen zum Objekt. Puppen gleich schlenkert die Tänzerin hin und her, starrt aus toten Augen ins Publikum – der blanke Horror.
Hans Henning Paar kreiert eine destruktive, morbide Ästhetik. Bis auf ein zaghaftes Liebes-Pas de deux bleibt die Stimmung düster und aggressiv. Persönliche Geschichten, Individualität oder Mitmenschlichkeit finden sich kaum in diesem Stück, das anstelle von Tänzerpersönlichkeiten allzu oft Masken ins Rampenlicht rückt. Künstler taumeln als entseelte, stumpfe Wesen über die Bühne wie Marionetten. Von Anfang bis Ende sind sie zur Wiederholung des immer Gleichen verdammt – ein Szenario, das sich bald abnutzt.
Dafür reißt das versierte Ensemble sein Publikum in temporeichen, großen Ensembleszenen mit. Volksmusik der rumänischen Band „Fanfare Ciocarlía“ vermittelt bezwingende Energie. Im Wechsel von Ensemble und Soli begeistern vor allem Tri Thanh Pham, Alessio Sanna und Mirko de Campi durch akrobatischen Tanz. Gelungen auch das Duo der beiden biegsamen Tänzerinnen Kana Mabuchi und Melanie López López. Wie siamesische Zwillinge sind sie an immer neuen Gliedern miteinander verbunden. Mal trägt eine die andere über Kopf, mal schlängeln sie sich umeinander als seien sie eins. So ist es letztlich Körperkunst, die überzeugt – fast wie im echten Zirkus.