Eigentlich geht es in „Zwei Herren von Real Madrid“ aber um den Umgang mit dem Tod. Und wer könnte dafür eine bessere Projektionsebene sein als unsere Fußballgötter. Sergio Ramos, der rauhbeinige Verteidiger und ehemals Kapitän von Real, gibt dem heimlichen Paar seinen Segen, ist aber vor allem davon umgetrieben, dass seine Frau ihn über die menschliche Sterblichkeit aufklärte. Beim Bildungsurlaub in Athen stellte – darüber berichtet er in der Pressekonferenz, in der das Outing der beiden Kollegen nicht zum großen Skandal gerät – er fest: „die akropolis wird immer da sein, genau wie die sonne, das ist klar, aber ich sergio ramos, werde irgendwann nicht mehr da sein, wie meine oma.“ Dabei hatten doch alle gesagt, „wir hätten uns mit drei champions league titeln in folge unsterblich gemacht.“
Immer die Form wahren
Dieses alternative Outing von Elias Baumann gerät ähnlich komisch und berührend wie manch andere Szene der achtzigminütigen Uraufführung. Auch Samia Dauenhauers Trauerperformance als Pastorin bei der Beerdigung der Mutter des Stürmers ist lustig und verwirrend. Franziska Roth agiert als Reals Pressesprecherin wie als nervige Mutter ebenfalls präsent und präzise. Die eigenwillige Eleganz des Textes kommt in Oberhausen zum Strahlen. Zu sehen ist die gelungene Uraufführung eines schwer zu fassenden, gedanklich reichen und sprachlich sensiblen Stücks mit einem rundum überzeugenden Ensemble.
Am Ende verabschiedet sich das frische Paar am Flughafen – sie sind rechtsaußen auf der Bühne angelangt –, da der Stürmer weiter zieht zu Paris St. Germain. Auch hier zeigen die Herren bei aller Gefühlsintensität eine ausgesuchte Höflichkeit; sie wahren die Form und bauen einen Schutzwall um ihr Innerstes. Diese zwei außergewöhnlich sparsamen Fußballer sind extrem einsame Menschen, die mit Hilfe von Höflichkeit und wiederholter Gestik das Gesicht wahren. Selbst das rotzende Fußballer-Spucken wird bei ihnen zum Teil der stilvollen Choreografie ihres Lebens.