Diese hohe Abstraktion macht eine Prometeo-Aufführung mehr zum hermetischen Genuss als die nicht minder komplexe, aber auch sehr sinnliche Musik. Nono hat das Stück als „tragedia dell’ascolto“, als Tragödie des Hörens bezeichnet, die übers Ohr wirken soll statt über visuelle Reize. Der Raum ist dafür mitkomponiert: Die Musiker sind auf vier Podeste in Haupt- und Querschiff der Kirche verteilt. Live-Elektronik (Experimentalstudio des SWR) verstärkt und verfremdet Klänge und Phrasen, um sie durch den ganzen Raum wandern zu lassen – die Salzburger Kollegienkirche eignet sich dafür ganz hervorragend. Die Klangpalette, die die beiden Dirigenten Ingo Metzmacher und Matilda Hofmann zusammen mit André Richard, dem Leiter der Klangregie, aus diesem Apparat zaubern, ist allerdings faszinierend. Der Grundgestus ist fein und meist schmerzvoll nach innen gerichtet. Immer wieder führen die Musiker der Schola Heidelberg und des Ensemble Modern Orchestras die Musik möglichst nah ans Verwehen und Verstummen. Umso eindrücklicher erfolgen dann die lauten Blechausbrüche, auf einmal von ganz anderer Seite einsetzende Antworten oder magische Echowirkungen – diese Musik kann wahrlich Ohren öffnen, wenn man sich auf sie einlassen kann.