Problematisch bleibt die Musik. Welten liegen zwischen den inbrünstigen, kernigen Gospels und Tänzen der Schwarzen und den biederen Chorälen und Square Dances dieser hinterwäldlerischen Puritaner. Amerikanischer Verismo wird in dieser Mitte der 1950er Jahre uraufgeführten „Nationaloper“ auf das Schlichteste reduziert. Wenig Dramatik, wenig Dynamik, kaum Klangfarben bietet Floyds zähflüssige Partitur – bis zur vorletzten Szene, wo plötzlich alles explodiert, wenn Susannahs Bruder Sam (markig: Charles Reid) erfährt, dass der Prediger Olin Blitch (jovial: Rainer Zaun) das Mädchen vergewaltigt hat. Während des Taufzeremoniells bekehrter Sünder schießt Sam den falschen Gottesmann mit seiner Flinte nieder. Die Dörfler fallen nun erst recht über Susannah her…. Lautlos teilt sich die Bühnenschräge – eine tiefe Kluft klafft zwischen dem Mädchen und den „lieben“ Nachbarn.