Der Autor Tim Etchells – auch regelmäßig bei Inszenierungen von Forced Entertainment dabei – hat mit „To Move In Time“ einen Monolog der Spekulationen geschrieben. Spekulationen, wie man sie vielleicht spätnachts aus dem Dunst einer Kneipe hören kann: Jemand hat eine Idee, alle machen mit, erst vorsichtig, dann immer obsessiver, immer wird noch einer draufgesetzt, jede kleine Ausbuchtung der Prämisse „Wenn ich durch die Zeit reisen könnte“ beim nächsten und übernächsten Bier erkundet.
Minimalistisches Biertrinken
Das ist ungeheuer unterhaltsam. Einmal, weil Etchells Text auf minimalistische Art im Eilverfahren durch all die klassischen Zeitreise-Topoi eilt: Schmetterlingseffekte, Paradoxa, moralische Zwickmühlen. Dann aber auch, weil der Text durch all die Popkultur eilt, die damit zu tun hat, ohne sie jemals explizit zu benennen. „Zurück in die Zukunft“ ist dabei, „Butterfly Effect“, natürlich, eine gesunde Dosis „Doctor Who“, vieles, vieles mehr und am Ende sogar ein komplettes Sammelalbum an sonstigen Superheldenfähigkeiten.
Dennoch bleibt der Text seiner Idee, so etwas wie ein leicht wirres Kneipengespräch zu sein immer treu, hebt nie in große Abstraktionen ab. Dann ist da auch Tyrone Huggins, der das Solo spielt: Auch hier wieder mit unaufgeregtem Charme, ohne abzuheben, ohne große Geste, präsent in seinem Kreis auf der bis auf ein paar Karteikarten leeren Bühne, einfach nur ein Typ, mit dem man gerne mal ein Bier trinken würde und sich über Zeitreisen unterhalten, auch wenn es hier und da mal im Kreis geht, Themen verworfen werden, wieder aufgenommen, noch einmal andersrum betrachtet. So ist das, wenn man denkt, spricht, monologisiert.
Nicht Zeitreise, sondern Gegenwart
Aber eigentlich geht es nicht um Zeitreisen. Eigentlich geht es um die Gegenwart. Denn wer übers Zeitreisen nachdenkt, wer darüber nachdenkt, was in der Vergangenheit zu ändern wäre um die Gegenwart und die Zukunft besser zu machen, der denkt immer auch politisch, stellt seinen moralischen Kompass und muss sich klarmachen, welche Zukunft nun eigentlich diejenige ist, die als besser wahrgenommen wird. Es geht aber auch darum, dass die Gegenwart eben die Gegenwart ist – und vielleicht auch ohne Vergangenheit, Zukunft, alles das gedacht werden kann, sondern nur als Moment, der genossen werden sollte.
Und so ist „To Move In Time” ein kleines, charmantes Solo, exzellent geschrieben, angenehm gespielt, eine einstündige, spekulative Fingerübung, die gar nicht erst versucht, auf große Fragen abzuheben – aber sie durch die Hintertür dann doch stellt.