Eine Stehlampe genügt für die Intimität der Häuslichkeit, rote Schuhe für die Liebe. Eine schlichte Zimmerpflanze, lichtumflort, wird zum Wunder der Natur. Ein Schreibtisch oszilliert zwischen Festung und Panzer. Riesengroße Projektionen verwischen die Grenzen zwischen Bühne und Wäldern, Meeresküsten mit endloser Eisenbahnspur. Menschen begegnen sich nur kurz auf dem Weg in die unendliche Einsamkeit.
Bestens dazu passt im Vorfeld Guiseppes Spotas Uraufführung von „Blank“. Als Tänzer 2011 mit dem Faust-Preis ausgezeichnet, glänzt er nun als Choreograph. Knisternd löst sich ein Tänzer wie ein Piktogramm aus einer papierdünnen Schablone, wandelt von der Zwei- in die Dreidimensionale, schiebt sich unter kratzenden Geräuschen ins Leben, dynamisiert sich in die Senkrechte und findet sich unter seinesgleichen, neun weiteren weiß geklonten Tänzern. Aus serieller Gleichförmigkeit entfalten sie sich wie Schmetterlinge aus Kokons, wenn sich die Reißverschlüsse an Ärmeln und Beinen öffnen. Durch unterschiedliche Jacketts, aufgenähte Reviers und Taschen gewinnen die Tanzpaare an Individualität und doch unterliegen sie den gleichen Lebenszyklen im Rhythmus der melodischen Wiederholungsschleifen von John Adams Komposition „Shaker Loops“.
Dem poetischen Liebesspiel folgt die Tyrannei hierarchischer Arbeitswelten zwischen mächtigen drehbaren Holzplattenskulpturen als Metaphern der unendlich vielen Lebensgeschichten. Hektik und Beschleunigungsdruck formen die Tänzer zu Teams, wandeln Kooperation in Aggression und enden im Knock-out. Zu schnell fällt der Vorhang. Ob falsches Timing oder letzte Metapher der Hektik, die nicht einmal Zeit zum Sterben lässt, bleibt offen. Konzeptionell, ästhetisch und tänzerisch gelingen mit „Loops“ zwei ganz eindringliche Metaphern auf das Leben.