Perceval zeigt die dunkle Macht des Dionysischen, doch eigentlich ist das Scheitern dieser Figuren eher schicksalhaft – die Drogen sind nur Mittel zum Zweck. Und so wird kein Glas Alkohol, keine Flasche, kein Medikament in dieser Inszenierung je gezeigt, sondern lediglich erzählt – durch die Schauspielerin Maria Shulga, die sowohl als Sprecherin, als Hausmädchen Cathleen und am Klavier zu sehen ist, wo sie für die bedrückende Gesamtatmosphäre einen fast stillen Klangteppich bereitet. Im zweiten Teil beginnt vor allem Mary sich mehr und zunehmend nervöser im Bühnenbild zu bewegen, oft hört man sie nur hinter den Räumen mit sich selbst sprechen: Sie ist rückfällig geworden, wieder einmal, hängt „an der Nadel“, wie es ihr Sohn Edmund nennt. Nikolay Sidorenko zeigt ihn als sensiblen, empfindsamen jungen Mann, sein Bruder Jamie Tyrone junior ist bei Seán McDonagh ein sarkastischer Verzweifelter. Was beide Figuren eint, ist die Hassliebe zueinander wie auch die gegenüber Mutter und Vater. Vater James hat bei André Jung die Ausstrahlung eines ermüdeten Familienoberhauptes, das nur dank massivster Verdrängung seinen Alltag zu meistern in der Lage ist, jedoch immer wieder durch cholerische Anfälle aus seiner Lethargie herausbricht.
Es ist die bemerkenswerte schauspielerische Leistung des Ensembles, die das inszenatorische Konzept über die Dauer des Abends trägt und es ermöglicht, Sympathie und Irritation gleichermaßen zu erzeugen. Alle bleiben von Beginn an Gefangene ihrer Bestimmung und verharren oftmals auch körperlich in der Bewegungslosigkeit. Auf diese Weise erzeugt die Inszenierung ein zähes Klima der Beklemmung, lässt allerdings eine eklatante Spannungssteigerung vermissen. Diese Familie ist ein Haufen zum Scheitern Verurteilter – fast ist man zuletzt erleichtert, dass die Geschichte endet.