Im Schatten der gegenwärtigen documenta fifteen mit ihrer Diskussion um koloniale Verhaltensweisen lässt ein Begriff wie „Interkontinentale Stückentwicklung“ aufhorchen: Wenn da ein bundesdeutsches Staatstheater (Augsburg) mit Unterstützung der Bundeskulturstiftung mit einem südafrikanischen Figurentheater, den Ukwanda Puppets, zusammenarbeitet, ist solcher Argwohn nicht weit. Den Machern vom Staatstheater Augsburg geht es indes um den globalen Gegensatz von Nord und Süd und um die Frage nach der Verteilung der Wasserressourcen in der Welt.
Die Freigiebigkeit der Krabbe
Als Andreas Hillger, in der Spielzeit 2017/18 Hausautor, 2018 in Kapstadt weilte, gab es dort eine große Dürre, eine extreme Wasserrationalisierung stand im Raum, zugleich beantragte die Stadt Augsburg erfolgreich, ihr besonderes tradiertes Wasserkanalsystem als UNESCO-Weltkulturerbe anzuerkennen. Mangel an kostbaren Grundgütern des Lebens einerseits, (noch) Überfluss andererseits werden in zwei Märchen thematisch, die die Grundstruktur von „Iskhalo somlambo/Der Ruf des Wassers“ prägen. Da ist zum einen die Geschichte vom Mädchen, dass in Zeiten einer großen Dürre nach Wasser für ihre kranke Großmutter sucht. Endlich findet sie eine von einer Krabbe – wobei „crab“ auch Taschenkrebs bedeutet – gehütete Quelle, diese gibt ihr Wasser, wenn sie den Ort nicht verrät. Das Mädchen trifft bei der Rückkehr auf Menschen, die dringend Wasser benötigen. Sie gibt es ihnen, kehrt ständig zur Quelle zurück, bis sie an ihre kranke Großmutter erinnert wird. Auf den Weg dorthin wird sie wieder von kranken und bedürftigen Menschen bedrängt und sie verrät die Quelle, die versiegt. Die Krabbe muss sich auf Wanderung nach Wasser begeben.