Diese Abkapselung von vier Menschen in ihren winzigen Räumen spiegelt die Isolation, die die gegenwärtige Pandemie erzwingt. Aber diese spiegelt wiederum eine allgemeine gesellschaftliche Situation: die Vereinzelung des Menschen, die wiederum Einsamkeit schafft. Er sehnt sich zwar aus dieser heraus, aber auch, wenn er spürt, dass dieser Zustand krank macht, hat er nicht wirklich die Kraft, sich aus dieser Lage zu erlösen. Das Ensemble Materialtheater findet hierfür eindrückliche Bilder, wenn sich alle vier an die Magengrube fassen, oder die Nase von Sigrun Kilger blutet und das Blut an der Scheibe klebt. Die Kraftlosigkeit zeigt sich aber auch darin, dass alle Versuche, mit einem Gegenüber Kontakt aufzunehmen, scheitern. Da tritt Annette Scheibler mit zwei Mokkatassen auf, wird von den anderen beobachtet, aber jede(r) bleibt in seiner Blase. Die Bewegungen mit dem Tennisschläger lassen nur in den Köpfen des Publikums ein Spiel entstehen.
Diese Inszenierung entwickelt eine Reihe von sinnlich-eindringlichen Bildern, die typische Situationen des sich Einrichtens in der selbstverschuldeten Einsamkeit – um einen berühmten Satz von Kant zu variieren – vorführen. Dabei entwickelt sich das Spiel pantomimisch, angeleitet von der Musik Daniel Kartmanns, der mit eigenen Kompositionen und Samplings filmisch sentimentalische Stimmungen mit rhythmischen und lyrischen Melodien verbindet. Dabei entsteht eine Collage, die den szenischen Bildern eine eigenwillige Grundtönung gibt und dem Spiel die Atmosphäre eines Stummfilms verleiht (so der Eindruck am Bildschirm). Am Ende dann, nachdem Annette Scheibler mit einer Maske spielt, wird es hektisch aufgeregt, Stimmengewirr bricht über das Publikum herein. Während das Ensemble sich mit ihren Kästen tanzend im Raum bewegt und von der Hoffnung des Aufbruchs erzählt, singt Sandra Hartmann ein wunderschönes Kunstlied.
Diese Koproduktion mit dem FITZ Stuttgart, dem Figurentheaterfestival wunder.punkt und dem Théatre Octobre Brüssel einmal als nicht gestreamtes Video, sondern live sehen zu können, würde zum spannenden Abenteuer.