Die Frau teilt Küsse und Schläge an eine andere Frau aus. Die wehrt sich, vergeblich, wie eine Schubkarre wird sie über die Bühne gezogen, dann auf- und ausgerichtet wie eine Puppe. Solche körperliche Gewalt ist selten und dafür umso prägnanter in Wolfram Hölls Stück „Drei sind wir“, wie es Thirza Bruncken inszeniert hat. Die Rätsel beginnen schon mit dem Titel – denn auf der kleinen Probebühne des Schauspiels Leipzig, „Diskothek“ geheißen, agieren vier Schauspieler (Anna Keil, Bettina Schmidt, Julius Bornmann, Sebastian Tessenow). Dazu kommen die Menschen in Gedanken, ein Kind, Groß- und Urgroßmutter und immer wieder „er“.
Im Jahr der Uraufführung, 2016, erhielt Wolfram Höll für sein Stück in dieser Inszenierung den Mülheimer Dramatikerpreis. Jetzt konnte man der 80 Minuten kurzen Aufführung wiederbegegnen oder sie entdecken – im Stream. Die Kamera bleibt dabei unbeweglich auf den schmalen Bühnenkasten (Szenerie und Kostüme: Christoph Ernst) gerichtet. Sie folgt auch den Bewegungen der Schauspieler nicht, wie es Zuschaueraugen tun würden, keine Großaufnahmen bringen die Darsteller näher als es im Theater möglich ist. Die Kamera dokumentiert – und das ist gut so.