Foto: "Ein Mann, zwei Chefs" am Theater Münster (DSE). Carola von Seckendorff, Mark Oliver Bögel, Maike Jüttendonk, Maximilian Scheidt © Oliver Berg, Theater Münster
Text:Isabell Steinböck, am 4. November 2013
Eine Bühne in schrillem Op-Art Stil: Geometrische schwarz-weiß Muster und ein riesiges Bild der englischen Queen bilden die Kulisse für eine Verlobungsfeier mit poppiger Live-Musik (Bühnenbild und Kostüme: Anette Hachmann). Es ist 1965, die Damen stehen in schmalen, farbigen Kleidern auf der Bühne, die Herren tragen Elvis-Tolle und Koteletten. Als der offizielle Teil beginnt, wirft sich Alan vor Pauline auf die Knie und deklamiert seine Liebe. Der junge Mann gibt sich die größte Mühe, Romantik zu verbreiten, schließlich ist er hier nur die zweite Wahl. Seine Geliebte ist die Tochter eines Ganoven. Der wollte das Mädchen eigentlich mit dem reichen Roscoe verheiraten, der jedoch – zur Freude des jungen Paars – kurz vor der Hochzeit erschossen wurde. Als plötzlich Roscoes Leibwächter Francis vor der Tür steht und der Gangster wie durch ein Wunder wieder unter den Lebenden weilt, ist das Entsetzen groß…
„One man, two guvnors“ ist der Titel des britischen Originals von Richard Bean, eine 2011 uraufgeführte Komödie nach Carlo Goldonis Klassiker „Der Diener zweier Herren“. In London erfreut sich die Gangster-Komödie großer Beliebtheit, jetzt ist das Stück auch in Deutschland zu sehen. Am Theater Münster inszeniert Christian Brey die von Peter und John von Düffel übersetzte Fassung „Eine Mann, zwei Chefs“, in deren Zentrum Roscoes gieriger Leibwächter Francis steht. Der arbeitet nämlich nicht nur für Rachel, die auf der Suche nach ihrem geliebten Stanley – dem Mörder ihres verhassten Zwillingsbruders – Roscoes Gestalt angenommen hat, sondern heimlich auch für Stanley selbst. Fortan entwickelt sich ein rasantes Spiel mit falschen Identitäten, denn Stanley tritt natürlich incognito auf. Und der schusselige Francis ist mit zwei Chefs, die er gleichzeitig bedienen soll, ohne dass jemand davon erfährt, heillos überfordert…
Christian Brey, der auch seit Jahren für den TV-Humoristen Harald Schmidt arbeitet, inszeniert die Verwechslungskomödie als große Show, wenn er etwa eine Live-Band aus dem Bühnenboden hochfahren lässt und von Slapstick über Running Gags bis zu schwarzem Humor alle Register zieht, die diese temporeiche Komödie zu bieten hat. Ein Plus sind die großartigen Schauspieler: Florian Steffens amüsiert in der Rolle von Möchtegern-Schauspieler Alan als eitler Kinski-Verschnitt, Maike Jüttendonk changiert in der Doppelrolle Roscoe – Rachel geschickt zwischen Macho und Mädchen, Maximilian Scheidt ist als Francis der Entertainer schlechthin, wenn er Zuschauer zu Komplizen macht oder zirkusreife Clownsnummern improvisiert. Nicht zu vergessen Ronny Miersch, der als tattriger, schwerhöriger Kellner Alfie Szenen à la „Dinner for one“ auf die Bühne bringt.
Nach der Pause sind die besten Gags vorbei, der gut dreistündige Abend könnte etwas straffer inszeniert sein. Und doch ist eine außergewöhnlich mitreißende, originelle Typen-Komödie gelungen, die zum Dauerbrenner taugt.