Der junge schwedische, ebenso international erfolgreiche Choreograph Alexander Ekman hüpft fröhlich über das Erbgut des Balletts hinweg. „Left Right Left Right“ schuf er 2012 fürs Nederlands Dans Theater; darin baut er sogar, wenn auch ins Halbherzige gerückt, eine Kritik am marschhaften Gleichtakt ein, der sowohl dem Klassischen Tanz als auch dem mainstreamigen Fitnessgerenne innewohnt. Mit seinem bekannten stupendem Sinn für Timing stellt er die 24 Tänzer in einen unsichtbaren führerlosen Lebensapparat, der ruckartig anläuft. Stehen, Fuchteln, Stehen, Boxen. Dann joggen sie, tanzen auch, teilen sich in Phrasen auf, die wie Zitate wirken, von Kollegen wie Astaire, Forsythe und Shechter abgeschaut. Und immer wieder Laufen, später sogar auf Laufbändern, an die man sich, erklärt ein Tänzer aus dem Off, wie an einen Tanzpartner gewöhne. Sieht leicht aus, aber Fehltritte dürfen nicht sein. Keine Fälle. Perfektion ist Gebot, wie eh und je.
Tim Plegge ist in gewisser Weise der ehrlichste der drei. Als Choreograph noch kaum bekannt, kümmert er sich in seinem Halbstünder um das Ensemble, um das, was für alle anliegt, auch für ihn: „Vom Anfang“. Für etliche Tänzer ist es eine Zeit des Abschieds von der Thoss-Ära, für andere ein Start in Deutschland. Solche Weisen, wie Menschen Übergänge erleben, mit Wegducken, Abwarten, zögernden Schritten, hektischem Suchen, mit gewagten Balancen, mit Vorwärtsstürmen, Mitreißen und kurzem Zurückblicken, mit dem Empfinden getragen oder gehemmt zu werden: Das alles choreographiert er für einzelne Tänzer und für die Gruppe. Ein Wechselbad der Gefühle, ein Luftbad ohne Geheimnisse. Auf Mittelgebirgshöhe. Sein eher lockerer Ballettstil gibt den Tänzern Raum für Ausdruck, allen voran Valeria Lampadova und Tenald Zace. Ein Sympathiestück.